Osnabrück (KNA) Der Zentralrat der Muslime in Deutschland hat erneut den Einsatz von Imamen in der Bundeswehr gefordert.
“Es ist eine Schande, dass wir in Deutschland nach so vielen Anläufen und Anstrengungen über fast sechs Jahre nicht mal einen dringend benötigten muslimischen Militärseelsorger installieren konnten”, sagte der Verbandsvorsitzende Aiman Mazyek der “Neuen Osnabrücker Zeitung” (Dienstag). Er kritisierte, dass “die Politik jedes Mal Bürokratie als Grund dafür vorschiebt”. Vor Jahren hatte Bundesverteidigungsministerin Ursula von der Leyen (CDU) angekündigt, den Bedarf an Imamen in der Truppe zu prüfen und zu klären, wie deren Einsatz organisiert werden könne. Schätzungsweise 1.500 Bundeswehrsoldaten sind Muslime. Mazyek: “Die Bundeswehr ist ein Spiegelbild unserer Gesellschaft, und solch ein Schritt hätte eine starke integrationspolitische Signalwirkung.”
Der Wehrbeauftragte Hans-Peter Bartels hatte in seinem Jahresbericht unlängst die Bundesregierung kritisiert: “Nach mehr als sechs Jahren ergebnislosen Prüfens macht sich langsam Ernüchterung breit.” Als Vorbild nannte der Wehrbeauftragte Österreich, wo das Bundesheer inzwischen über einen Militär-Imam verfügt. Auch in anderen europäischen Ländern wie Norwegen, den Niederlanden, Frankreich oder Großbritannien sind muslimische Militärseelsorger im Einsatz. In Deutschland existiert einstweilen lediglich eine Ansprechstelle für Soldaten anderer Glaubensrichtungen beim Zentrum Innere Führung.
Das Verteidigungsministerium verweist auf noch zu diskutierende rechtliche Grundlagen. Der katholische Militärbischof Franz-Josef Overbeck sagte kürzlich in einem Interview der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA), er sehe die direkt Verantwortlichen, also Politik, Bundeswehr und Vertreter der Muslime am Zug. Zugleich verwies er auf noch zu lösende praktische Fragen; so seien die vergleichsweise wenigen Muslime bei der Bundeswehr auf viele verschiedene Standorte verteilt. Da gelte es auszuloten, wie überhaupt “muslimische Seelsorge” gehe.
(KNA – skmmq-89-00190)