(DBK.de) Bischof Bätzing: Theologisch fundiertes Signal für den Dialog.
Mit einem erstmalig durchgeführten Empfang für die Partner im christlich-islamischen Dialog hat die Deutsche Bischofskonferenz heute (13. April 2018) das religiöse Miteinander und das vielfältige interreligiöse Gespräch gewürdigt. Der Vorsitzende der Unterkommission für den interreligiösen Dialog der Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Dr. Georg Bätzing (Limburg), konnte dazu in Frankfurt am Main rund 100 Gäste begrüßen, darunter die Vorsitzenden der Deutschen Muslim-Liga, den Vorsitzenden des Islamrats und den Bundesvorsitzenden der Ahmadiyya Muslim Jamaat in Deutschland, die DITIB sowie die hessischen Landesvorsitzenden des Verbandes Islamischer Kulturzentren, des Zentralrats der Muslime in Deutschland, der Islamischen Gemeinschaft der Bosniaken und des Geistlichen Rats der Alevitischen Gemeinde Hessen.
„Wir kommen als Christen unterschiedlicher Konfessionen und als Muslime verschiedener religiöser, nationaler und kultureller Zugehörigkeiten erstmals in dieser Form zusammen: Die Deutsche Bischofskonferenz möchte mit diesem Empfang ein Zeichen setzen für die Bedeutung des christlich-islamischen Dialogs und dies mit einem theologischen Gesprächsimpuls verbinden“, so Bischof Bätzing. Der Empfang verstehe sich auch als ein theologisch fundiertes Signal für den christlich-islamischen Dialog. Als Anlass habe die Bischofskonferenz das Hochfest der „Verkündigung des Herrn“ gewählt. Es erinnere an die Begegnung des Engels Gabriel mit Maria, wie sie im ersten Kapitel des Lukas-Evangeliums (Lk 1,26–38) geschildert wird. „Von Weihnachten hergeleitet wird das Fest üblicherweise neun Monate zuvor am 25. März gefeiert. Es ist ein Fest unseres Herrn Jesus und seiner Mutter, ein froher Tag mit einer bedeutungsvollen Botschaft für Christinnen und Christen. Mitten im Frühjahr hat es einen adventlichen Charakter: Von Gott dürfen wir Großes erwarten. Kalendarisch fiel der 25. März dieses Jahr mit dem Palmsonntag zusammen, sodass der Festtag der ‚Verkündigung des Herrn‘ auf den 9. April verlegt wurde – also wenige Tage vor unser heutiges Zusammentreffen“, so Bischof Bätzing. Bei allen Unterschieden zwischen dem christlichen und dem islamischen Glauben gebe das Fest der Verkündigung des Herrn Anhaltspunkte für die zwischen den Religionen bestehenden Gemeinsamkeiten: „Auch die Muslime verehren sowohl Maria als auch ihren Sohn Jesus; auch der Islam kennt den Engel Gabriel als Boten Gottes.“
Von diesen Gemeinsamkeiten ausgehend entfaltete der Islamwissenschaftler Pater Prof. Dr. Felix Körner SJ, Professor für Dogmatik und Theologie der Religionen an der Päpstlichen Universität Gregoriana (Rom) in seinem Festvortrag das Hören auf Gott in den jeweiligen Religionen. Unter dem Thema „Überlieferte Weisheit für den interreligiösen Dialog – was ist geistliche Unterscheidung“ legte P. Körner dar, dass Gläubige unterschiedlicher Traditionen einander Schätze ihres geistlichen Erbes vorstellen könnten. Für Papst Franziskus sei die Kunst des Unterscheidens von zentraler Bedeutung: das wache Hören auf Gottes Plan.
Vor diesem Hintergrund würdigte P. Körner den christlich-islamischen Dialog als einen Ort besonderer Verantwortung: „Es geht um die Treue zu Gott und um die Gestaltung der Zukunft, und das nicht selten unter Anspannung.“ Gott rufe den Menschen zurück in seine Geschichte, von der wir ein Teil seien: „So können wir uns wieder auf Gott verlassen und gelassen, rücksichtsvoll, umsichtig das Jetzt mitgestalten“, so P. Körner. Er freue sich, dass mit den Muslimen auch der Islam mit seinen verschiedenen geistlichen Traditionen zu uns gekommen sei: „Viele von uns haben schon eindrucksvolle Gläubige und hochspannende Autoren einer fremden Spiritualität kennenlernen dürfen; aber es gibt für uns alle noch viel zu entdecken und zu vermitteln. Es gibt in unseren theologischen, mystischen, asketischen, philosophischen, dichterischen und volksfrommen Traditionen überlieferte Weisheiten, die das Miteinander hierzulande mitprägen können, die das religiöse Denken tragen und weiterentwickeln können, die uns neue Gesichtspunkte in der Ethik aufzeigen können, die neue Ideen für die Wertevermittlung und Lebensgestaltung einbringen können.“
Er, so Prof. Körner, könne sich ein Deutschland vorstellen, „in dem verschiedene Traditionen ausstrahlende Institutionen pflegen, etwa Häuser für geistliche Übungen, Lehrstühle für geistliche Theologie, Lernorte für geistliche Begleiterinnen und Begleiter.“ Eine gründliche Ausbildung solcher Fachleute der geistlichen Begleitung sei notwendig, „damit sie den empfindlichen Raum des Seelenlebens, des geistlichen Gesprächs, des persönlichen Vertrauens nicht für eigene Zwecke missbrauchen, sich nicht als manipulative Gurus aufspielen, sondern zurückhaltend das persönliche Wachstum der Menschen begleiten, die sich auf die Gottsuche gemacht haben.“ P. Körner betonte, dass er sich eine Gesellschaft vorstellen könne, in der verschiedene Stile, jüdisch oder christlich oder muslimisch ‚geistlich‘ zu leben, sich gegenseitig herausfordern und beschenken: „Wenn wir unsere Verantwortung ernst nehmen, brauchen wir das; und Gott ruft uns in die Verantwortung.“
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Text: dbk.de / Fotos: cibedo