Tübingen (KNA) Die Reformationsbeauftragte des Rats der Evangelischen Kirche in Deutschland(EKD), Margot Käßmann, hält es für absurd, alle Muslime in Deutschland mit religiös motivierten Gewalttätern gleichzusetzen. Vernunft sei immer ein besserer Ratgeber als Intoleranz, Facebook oder Twitter, sagte Käßmann am Freitagabend bei einem Festvortrag zum 90. Geburtstag des Theologen Hans Küng in der Tübinger Universität.
Unter lang anhaltendem Applaus nahm auch der Schweizer Wissenschaftler im Rollstuhl an der Veranstaltung teil. Küng ist seit vielen Jahren gesundheitlich stark eingeschränkt, geistig aber hellwach. Dass im überfüllten Kupferbau der Universität Besucher standen und auf den Treppen saßen, nannte Küngs Nachfolger als Präsident der von ihm begründeten Stiftung Weltethos, Eberhard Stilz, eine “ganz besondere Referenz” an den Wissenschaftler. Unter Papst Johannes Paul II. war Küng 1979 die Lehrerlaubnis entzogen worden. Im März feierte er im kleinsten Kreis seinen 90 Geburtstag.
Die Dekanin der Katholisch-Theologischen Fakultät der Universität, Johanna Rahner, berichtete von einer “ganz anderen Art der Rehabilitierung” Küngs: Die Tübinger Universität wolle dem Ideal einer konfessions- und religionsübergreifenden Theologie entsprechen und einen Theologie-Campus errichten, in dem nicht nur katholische und evangelische, sondern auch muslimische Theologie gelehrt werden soll.
Rahner dankte Küng auch im Namen der Fakultät ausdrücklich für sein theologisches Wirken. Käßmann sagte, Küng habe sie in ihrem Denken geprägt. Der Wissenschaftler habe immer dazu gedrängt, ökumenisch zu denken. Dafür sprach sie Küng ihren Dank aus.
(KNA – skomk-89-00187)