Berlin (KNA) Der Philosoph und Theologe Richard Schröder kritisiert den Ton in der Migrationsdebatte. “Jedes Detail wird zur Grundsatzfrage hochstilisiert. Jeder beansprucht die Humanität für sich und spricht sie sehr schnell anderen ab”, schreibt er in einem Beitrag in der “Welt” (Dienstag). Wenn Transit- und Ankerzentren mit “Lagern” in der NS-Zeit verglichen würden, halte er dies für eine Instrumentalisierung der Naziverbrechen, so Schröder.
Bei den Transitzentren, auf deren Einrichtung sich die Regierungsparteien kürzlich geeinigt hatten, gehe es um die Frage, “ob jemand zum Beispiel in Italien oder in Deutschland leben darf, in beiden Fällen ganz ohne die Gefahr von Tod, Haft oder Folter”. Das könne bedeuten, dass jemand nicht die beste, “sondern nur zweit- oder drittbeste Lösung seiner Lebensplanung” erreiche. “Das ist ja wohl zumutbar.”
An seine Partei appellierte der Mitbegründer der Ost-SPD, eine klarere Haltung zu vertreten. Die SPD hatte zuletzt erklärt, eine Residenzpflicht in den geplanten sogenannten Ankerzentren komme für sie nicht in Frage. “Wenn nun eine Regierungspartei das Abtauchen befördern will, indem sie die Residenzpflicht verweigert, dann gute Nacht, Deutschland”, so Schröder.
(KNA – skrlk-89-00026)