Münster (KNA) Die Historiker Thomas Großbölting und Daniel Gerster sehen Parallelen zwischen einer früheren Diskriminierung von Katholiken und der heutigen Ausgrenzung von Muslimen. Im 19. Jahrhundert habe man Katholiken vorgeworfen, sich abzuschotten und eine Parallelgesellschaft zu bilden, erläuterten die Wissenschaftler von der Universität Münster am Dienstag. Beim Vorwurf der Bildung einer Parallelgesellschaft habe es sich jedoch um einen politischen Kampfbegriff der protestantischen Mehrheit gehandelt, der nur in geringem Maß zutreffend gewesen sei.
“Mit dem Begriff Parallelgesellschaft drückt die deutsche Mehrheitsgesellschaft seit Jahrzehnten die Fremdheit aus, die sie gegenüber Migranten empfindet, und auch ihre Vorstellungen von der richtigen Gesellschaft”, so Großbölting. So ähnle die Kritik an den Katholiken damals jener an den Muslimen heute. Auch diesen werfe man vor, sie könnten und wollten sich nicht integrieren. Allerdings seien die Muslime im Vergleich zu den Katholiken damals eine deutlich kleinere Minderheit. Zudem brächten Muslime ihre Einwanderungsgeschichte mit und sprächen Deutsch häufig nicht als Muttersprache.
Zum Thema “Katholiken damals – Muslime heute. Religiöse Parallelgesellschaften im Vergleich” findet am 27. September ein interdisziplinäres Streitgespräch auf dem 52. Deutschen Historikertag in Münster statt. Zu dem Historikertag vom 25. bis 28. September in Münster werden 3.500 Experten erwartet.
(KNA – sktll-89-00084)