Augsburg (KNA) Gewaltaffine Traditionen im Islam müssen nach den Worten des Ratsvorsitzenden der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Heinrich Bedford-Strohm, kritisch in den Blick genommen werden. “Aber immer so, dass die Geschichte des Missbrauchs der eigenen Heiligen Schrift dabei im Bewusstsein ist”, sagte der bayerische Landesbischof am Montag in Augsburg laut Redemanuskript. “Es gibt Gewalt verherrlichende Texte in der Bibel, die auch dadurch nicht zu retten sind, dass sie in den Kontext gestellt werden.” Sie müssten kritisiert werden und dürften nicht als heute handlungsleitende Texte interpretiert werden.
Bedford-Strohm sprach zur Eröffnung des Deutschen Pfarrerinnen- und Pfarrertags der EvangelischLutherischen Kirche. Dieser findet vom heutigen Montag bis zum kommenden Mittwoch zum Thema “Religion und Gewalt” in Augsburg statt. An der Tagung nehmen nach Angaben der Stadt Augsburg etwa 400 Teilnehmer teil.
Der EKD-Chef sagte weiter: “Um nicht in die Falle des christlichen Anti-Judaismus zu tappen, ist es wichtig, sich klarzumachen, dass Gewaltberichte oder Gewaltfantasien mit Gott als Akteur nicht aufs Alte Testament begrenzt sind.” Umgekehrt sei auch das Alte Testament durchzogen von eindrucksvollen Traditionen der Überwindung von Gewalt. Gott habe in seinem Sohn Jesus Christus schließlich die Gewalt überwunden, indem er sie selbst erlitten habe, fügte Bedford-Strohm hinzu. Deswegen könne er nie wieder für die Legitimation der Ausübung von Gewalt herhalten.
Doch Triumphalismus gegenüber anderen Religionen sei gerade nicht die richtige Antwort auf das unbegreifliche barmherzige Handeln Gottes, sondern Demut. “Das haben die nicht verstanden, die – oft unter Berufung auf das Christentum – andere Religionen pauschal abwerten oder sogar gegen sie hetzen.” Die “radikale Liebe Jesu Christi” gelte jedem Menschen. In der Ziellinie dieser Liebe liege eine Toleranz anderen Menschen gegenüber, die nur da ende, wo diese selbst die Intoleranz zum Programm machten und damit eine Saat legten, die am Ende in brutale Gewalt zu münden drohe.
(KNA – sktlr-89-00070)