Berlin (KNA) Zu mehr Begegnung und Dialog hat Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier Christen und Muslime aufgefordert. “Statt endlos darüber zu diskutieren, ob der Islam zu Deutschland gehört, sollten wir uns vielleicht als Christen untereinander und mit unseren muslimischen Nachbarn darüber unterhalten, wie es Christentum und Islam gelingen kann, auf die Fragen der jungen Menschen wirk-lich überzeugende Antworten zu geben”, sagte Steinmeier laut Redemanuskript am Freitagabend in Berlin. Er sprach bei einem Festakt der Deutschen Bischofskonferenz “40 Jahre Christlich-Islamische Begegnungs- und Dokumentationsstelle (CIBEDO)”.
Der Bundespräsident dankte CIBEDO für “eine Arbeit, die weit über den interreligiösen Dialog hin-ausgeht, die Friedensarbeit in unserer Gesellschaft ist”. CIBEDO stehe nicht auf der Seite der “Lau-ten”, die den Islam für unvereinbar mit der Demokratie erklärten oder die eine intolerante, fundamen-talistische und zuweilen hasserfüllte Deutung des Islam predigten, “sondern bei den vielen Millionen Mitbürgerinnen und Mitbürgern, für die Deutschsein und Muslimsein kein Widerspruch ist”.
Steinmeier hob hervor, es gebe nicht den einen Islam, genauso wenig wie es das eine Christentum gebe. “In keiner Religion, auch nicht im Islam, ist Lehre und Glaubenspraxis ein für alle Mal fixiert”, fügte er hinzu. Sie entstünden vielmehr im Dreieck von gelebter Frömmigkeit, Tradition und gesell-schaftlicher Wirklichkeit. Vielerorts werde Menschen muslimischen Glaubens mit Vorbehalten, ja Ab-lehnung und offenem Hass begegnet, sagte der Bundespräsident. Dies habe viel mit Unwissen und Vorurteilen zu tun, aber auch mit der mangelnden Bereitschaft aller Seiten, ernsthaft ins Gespräch zu kommen.
Zugleich forderte Steinmeier “klare Grenzen gegenüber all denjenigen, die im Namen ihrer Religion Verfassung und Rechtsstaat in Frage stellen. Und klare Grenzen gegenüber all denjenigen, die Men-schen allein aufgrund ihres religiösen Glaubens verdächtigen, ausgrenzen oder diskriminieren.”
Die CIBEDO wurde am 1. Oktober 1978 in Köln vom Missionsorden der Weißen Väter gegründet. 1998 übernahm die Deutsche Bischofskonferenz die Einrichtung als ihre Arbeitsstelle für das Ge-spräch mit dem Islam. Zu den Aufgaben gehören die Ausrichtung von Dialogtreffen mit muslimischen Theologen, Hilfestellungen für Pädagogen und Lehrveranstaltungen. Eine umfangreiche Bibliothek am heutigen Standort Frankfurt dokumentiert die Entwicklung des muslimischen Lebens in Europa.
(KNA – slklt-89-00082)