Köln (KNA) Der Islam-Experte Thomas Lemmen hat die Islamkonferenz in der Kölner Ditib-Zentralmoschee kritisiert. Zwar sei es nicht falsch, wenn Muslime sich treffen und ihre Position definieren, sagte der katholische Theologe am Montag dem Internetportal des Erzbistums Köln domradio.de. Ein Problem sei aber, dass die türkische Religionsbehörde Diyanet mit der Konferenz ihren Einfluss über den deutsch-türkischen Moscheeverband Ditib hinaus auf andere Organisationen in Deutschland und Europa ausdehnen wolle.
Damit wolle die Diyanet den Führungsanspruch der Türkei in der islamischen Welt gegenüber anderen konkurrierenden Mächten deutlich machen, sagte Lemmen. Vier der fünf Podien der Konferenz hätten hohe Funktionäre der Diyanet geleitet. Mit dem “II. Treffen der europäischen Muslime” habe sich die Ditib noch einmal offenkundig als verlängerter Arm des türkischen Staatschefs Recep Tayyip Erdogan präsentiert.
Nach den Worten von Lemmen ist der Staat gefordert, die herausragende Rolle der Ditib in Deutschland zu überprüfen. “Die Frage lautet beispielsweise, ob wir wirklich aus der Türkei entsandte Imame, die bevorzugt mit Visa und Aufenthaltserlaubnis ausgestattet hier im Auftrag der Diyanet ihren Dienst versehen, brauchen”, so der Theologe. Zu klären sei, ob nicht besser auf in Deutschland geborene und ausgebildete Imame zurückgegriffen werden sollte. “Da liegt der Ball im politischen Spielfeld”, so Lemmen. “Es ist zu entscheiden, ob man diese Kooperation mit Diyanet und Ditib wirklich will oder ob nicht etwas anderes angesagt wäre.”
Nach Ditib-Angaben haben in der vergangenen Woche mehr als 100 Teilnehmer aus 17 Ländern an der dreitägigen Konferenz teilgenommen. Dabei wurden laut “Kölner Stadt-Anzeiger” zwei Teilnehmer gesichtet, die den Muslimbrüdern und damit radikalen Islamisten zugerechnet würden: der deutsche Prediger Khaled Hanafy und der irische Imam Hussein Halawa.
(KNA – tklkr-89-00173)
Foto: PTH St. Augustin/Quelle