Chatou (KNA) In Chatou westlich von Paris eröffnet das erste Museum Frankreichs zum Sufismus. Ziel sei, der Öffentlichkeit mit historischen Präsentationen und Kunstwerken diese spirituelle Strömung des Islam näherzubringen, sagte die Koordinatorin des Projekts, Venus Borojeni, der Zeitung “La Croix” (Mittwoch). Auch unter den Muslimen gebe es wenig Kenntnisse über den Sufismus.
Nach Meinung der Konservatorin der Abteilung für islamische Kunst im Pariser Louvre, Etienne Blondeau, spielen besonders die Kunstwerke eine wichtige Rolle bei der Vermittlung von Wissen über den Sufismus. Sie könnten Menschen mit nur vagen Vorstellungen vom Islam diese mystische Strömung verständlicher darstellen.
Die Renovierung des Gebäudes dauerte drei Jahre und soll laut Medienberichten fünf Millionen Euro gekostet haben. Im ersten Halbjahr 2019 soll das Museum eröffnen. Finanziert wurde das Projekt von der Schule für islamischen Sufismus MTO Shahmaghsoudi; sie hat auch in Deutschland mehrere Zentren.
Der Sufismus ist eine spirituelle Strömung im Islam, die auch als islamische Mystik bezeichnet wird. Der Begriff stammt vermutlich vom arabischen “suf” (Wolle), in Anspielung auf die einfachen Gewänder der Sufis. Oberstes Ziel ihrer Lehre ist das “Einssein mit Gott” (tauhid).
Die spirituelle Strömung ist beinahe so alt wie der Islam selbst. Bedeutende Vertreter sind der Perser al-Halladsch, der 922 als Ketzer auf dem Scheiterhaufen starb, sowie die Araber Al-Ghazali (1058-1111), Ibn Arabi (1165-1240) und der mystische Dichter Dschalal ad-Din ar-Rumi (1207-1273). Seit dem 12. Jahrhundert entstanden in der ganzen islamischen Welt auch Sufi-Orden, die sich jeweils auf einen geistlichen Gründer berufen. Bekannte, international verbreitete Bruderschaften sind etwa die Mevleviya, Naqschbandiya oder Qadiriya.
(KNA – tklkt-89-00060)
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