Bonn (KNA) Nach einer umstrittenen Islamtagung Anfang Januar in Köln fordert die nordrheinwestfälische Landesregierung den türkisch-deutschen Islamverband Ditib auf, sich aus der “Abhängigkeit und dem unmittelbaren Einfluss des türkischen Staats” zu lösen. Nur wenn es hier “sichtbare Fortschritte” gebe, könne über “mögliche weitere Formen der Zusammenarbeit” entschieden werden, sagte ein Sprecher dem Bonner “General-Anzeiger” (Samstag).
Der Vorsitzende des Zentralrats der Muslime in Deutschland, Aiman Mazyek, betonte in der Zeitung, er würde es “sehr bedauern, wenn die Ditib nicht die Zeichen der Zeit erkennt und endlich alles dransetzt, sich hin zu einer deutschen Religionsgemeinschaft zu entwickeln”. Für den Zentralrat gebe es selbstverständlich einen Islam deutscher oder europäischer Prägung.
Immerzu in der 1400-jährigen Geschichte des Islam, so Mazyek weiter, habe es mindestens kulturell, in vielen Teilen auch in den theologischen Auslegungen, unterschiedliche Prägungen gegeben. Verschiedene Auffassungen gebe es zum Beispiel bei der Imam-Ausbildung. Die staatliche Religionsbehörde Diyanet bildet laut Mazyek derzeit weitere 400 deutschsprachige Imame und Theologen in der Türkei aus: “Wir wollen ein Konzept, dass die Imame eine Ausbildung hierzulande erhalten.”
Der türkisch-islamische Verband Ditib steht nach der Ausrichtung einer europäischen Islamtagung in Köln Anfang Januar massiv in der Kritik. Unter den Konferenzteilnehmern waren unter anderem Mitglieder der radikalen Muslimbruderschaft. Zudem hatte die Ditib zuvor nichts über das dreitägige Treffen von rund 100 führenden Islamvertretern in ihrer Kölner Zentralmoschee verlauten lassen. Mitorganisator war das türkische Religionsamt Diyanet. In einer Schlusserklärung erteilte die Konferenz Forderungen nach einer Anpassung von Muslimen an europäische Gesellschaften eine Absage. Konzepte wie ein “deutscher Islam” stünden im Widerspruch zur universalen Lehre des Islam.
(KNA – tkllm-89-00045)
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