Manila (KNA) Am Montag können die Menschen auf der philippinischen Insel Mindanao den Weg frei machen für eine autonome Muslimregion. In dem historischen Plebiszit geht es um die Ratifizierung des “Bangsamoro Organic Law”, das die rechtliche Basis der neuen “Bangsamoro Autonomous Region in Muslim Mindanao” (BARMM) bildet. Damit verbinden Bürger aller Religionen auf den mehrheitlich katholischen Philippinen die Hoffnung auf einen dauerhaften Frieden mit den Bangsamoro-Muslimen.
Kardinal Orlando Quevedo nannte das neue Gesetz “akzeptabel”; es erfülle zwar nicht vollständig das Abkommen zwischen der Rebellengruppe “Moro Islamic Liberation Front” (MILF) und der Regierung, aber es sei letztlich eine “Win-Win-Situation”, so der frühere Erzbischof von Cotabato auf Mindanao auf Anfrage. Damit werde eine Region geschaffen, die im Einklang mit der Kultur und den Traditionen der Muslime stehe. “Die Republik der Philippinen behält ihre territoriale Integrität und Souveränität in allen Teilen des Landes, einschließlich Bangsamoro.”
Muslimische Organisationen ebenso wie die katholische Kirche werben für ein Ja zu dem Abkommen. Gegner haben vor dem Obersten Gericht des Landes Klage eingereicht; islamistische Terrorgruppen gehen mit Gewalt gegen den dritten Friedensversuch auf Mindanao vor. In dem 40 Jahre währenden bewaffneten Autonomiekampf der Muslim-Rebellen der MILF und der “Moro National Liberation Font” (MNLF) wurden mehr als 100.000 Menschen getötet.
1997 wurde nach einem Friedensvertrag zwischen dem damaligen Präsidenten Fidel Ramos und der MNLF die “Autonome Region Mindanao” (ARMM) gegründet. Aus Protest setzten MNLF-Kämpfer den Kampf in der neugegründetn MILF fort. Die ARMM scheiterte zudem an der Inkompetenz und Korruption ihrer Führer und – wie es katholische Bischöfe 2011 ausdrückten – dem “Imperialismus” Manilas.
Ein Abkommen zwischen Präsidentin Gloria Arroyo und der MILF für eine autonome Muslim-Region scheiterte 2008 am Verfassungsgericht. Die Verhandlungen mit der MILF über das neue Abkommen von Arroyos Nachfolger wurde von Präsident Benigno Aquino begonnen und dessen Nachfolger Rodrigo Duterte vollendet.
Über die BARMM, ein kompliziertes politisches und regionales Konstrukt, können am Montag die Menschen in den betreffenden Gebieten entscheiden. Am 6. Februar werden dann sechs Städte und 39 Verwaltungsbezirke über ihren Beitritt abstimmen, sofern die Provinzen das Gesetz vorher ratifiziert haben. Unter den sechs Städten ist auch die als BARMM-Hauptstadt vorgesehene Cotabato City. Bürgermeisterin Cynthia Guiani-Sayadi wirbt für ein Nein zum Beitritt ihrer Stadt.
(KNA – tklls-89-00091)
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