Berlin (KNA) In der Debatte um Sprachkenntnisse von ausländischen Geistlichen haben sich die Grünen für eine qualifizierte Ausbildung von Imamen in Deutschland ausgesprochen. Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) müsse dazu in einen kritischen, konstruktiven und ehrlichen Dialog mit den muslimischen Verbänden treten, sagte die migrationspolitische Sprecherin der Grünen im Bundestag, Filiz Polat, der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA).
Hintergrund der Debatte sind Pläne des Ministeriums, nach denen Geistliche aus dem Nicht-EU Ausland, die in Deutschland tätig sein wollen, künftig Deutschkenntnisse nachweisen müssen. Damit löse Seehofer weder “das Problem des Fachkräftemangels der katholischen Gemeinden” noch das der fehlenden vom Ausland unabhängigen Ausbildungsinstitute für Imame, kritisierte Polat.
Wer wolle, dass Imame nicht nur die Sprache, sondern auch die Probleme und kulturellen Codes von Muslimen in Deutschland kennen, müsse in einen ernsthaften Dialog mit dem deutsch-türkischen Moscheeverband Ditib treten, sagte die Grünen-Politikerin. Dieser beschäftige die meisten Imame aus dem Ausland.
“Erst eine Ausbildung von Imamen in Deutschland ist eine reale Alternative zur Beschäftigung von Imamen aus der Türkei und wäre ein erster, wichtiger Schritt für eine von den Herkunftsländern unabhängige Religionsausübung”, erklärte Polat.
Das Innenministerium zeigte sich offen für eine öffentliche Förderung von Ausbildungsprogrammen für Imame und islamische Religionsbedienstete. Das geht aus einer aktuellen Antwort auf eine Anfrage der Grünen hervor, die der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) vorliegt. Eine Unterstützung hänge aber von der Bereitschaft der islamischen Gemeinden und ihrer Zusammenschlüsse ab.
Die praktische Ausbildung des religiösen Personals islamischer Gemeinden ist laut Ministerium ein aktueller Schwerpunkt der Deutschen Islamkonferenz. Sprachliche und gesellschaftskundliche Fortbildungen waren bereits früher Thema. Auch Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) befürwortet eine Imam-Ausbildung in Deutschland.
Die Deutsche Bischofskonferenz warnte in der Debatte vor zu großen Hürden bei der Einreise ausländischer Geistlicher. Die Anforderungen an Sprachkenntnisse dürften nicht dazu führen, dass die Einreise faktisch unmöglich gemacht werde.
Die Linken-Abgeordnete Gökay Akbulut sagte, es würden Geistliche gebraucht, die mit den hiesigen Lebensverhältnissen und den Problemen der Menschen vertraut seien. Ebenso seien gute Deutschkenntnisse wünschens- und unterstützenswert. Aber auch für Geistliche gelte das Argument, “dass die deutsche Sprache viel leichter in Deutschland erlernt werden kann”. Allerdings sei es – anders als etwa bei Ehegatten im Rahmen des Familiennachzugs – vorstellbar, dass Religionsgemeinschaften als Institution den Spracherwerb im Ausland künftig förderten und unterstützten.
(KNA - tknkq-89-00114) Foto: Pixabay