Berlin (KNA) Das Projekt eines gemeinsamen “Bet- und Lehrhauses” von Juden, Christen und Muslimen in Berlin kommt voran. Der Senat der Hauptstadt beschloss am Dienstag, das Baugrundstück für das “House of One” auf dem Petriplatz im Rahmen eines Erbbaurechtsvertrags für 99 Jahre zur Verfügung zu stellen. Dafür verlangt er einen symbolischen Erbbauzins von einem Euro. Der Regierende Bürgermeister Michael Müller (SPD) übernimmt den Vorsitz des Kuratoriums für die Projekt Stiftung.
Der Vorsitzende des Stiftungsrates, Rabbiner Andreas Nachama, würdigte die Entscheidung als wichtigen Schritt für das “wegweisende Friedensprojekt”. Imam Kadir Sanci, mit Nachama im Präsidium der Stiftung, erklärte, das Projekt diene der Verständigung “nicht nur der Religionen untereinander, sondern auch mit der weltlichen Gesellschaft”. Der Name “House of One” (“Haus des Einen”) bezieht sich auf den Glauben der beteiligten Religionen an einen Gott.
Kultursenator Klaus Lederer (Linke) erklärte nach dem Senatsbeschluss, das Bet- und Lehrhaus solle “als weltweites Vorbild für Toleranz, Offenheit, erfolgreichen Dialog und konstruktives Miteinander der Religionen in einer pluralen Stadt stehen”. Schon heute leiste das Projekt wichtige Verständigungsarbeit in Berlin.
Der Sakralbau wird eine Synagoge, eine Kirche und eine Moschee unter einem Dach sowie einen zentralen Raum der Begegnung mit anderen religiösen und nichtreligiösen Menschen umfassen. Geplant ist ein dreistufiger Ziegelbau in kubischen Formen. Das Konzept belegte 2013 bei einem Architektenwettbewerb den ersten Platz.
Die Grundsteinlegung ist für den 14. April 2020 geplant, dem Jahrestag der Uraufführung von Lessings Theaterstück “Nathan der Weise”, das für Verständigung zwischen den Religionen wirbt. In den kommenden Wochen untersuchen Archäologen noch einige nicht erschlossene Stellen auf dem Gelände, bevor die Vorbereitungsarbeiten für den Bau beginnen. Er wird auf den Fundamenten der historischen evangelischen Petri-Kirche errichtet, deren Ruine nach dem Zweiten Weltkrieg abgetragen wurde.
Die Kosten des Baus belaufen sich nach derzeitiger Planung auf 43,5 Millionen Euro. 10 Millionen Euro hat der Bund im vergangenen November vergangenen Jahres dafür bewilligt, der Berliner Senat stimmte der Vergabe von Mitteln in derselben Höhe im Februar zu. Förderer aus aller Welt spendeten bislang 9,2 Millionen Euro.
(KNA - tknkp-89-00194) Foto: Frantisek Duris/Unsplash