Berlin (KNA) Unmittelbar vor Beginn des Ramadan ruft der Zentralrat der Muslime in Deutschland zu Zusammenhalt in der Gesellschaft auf. Der Fastenmonat solle Raum geben, um sich gegen Hass, Ausgrenzung und Rassismus einzusetzen, so der Vorsitzende Aiman Mazyek am Freitag in Berlin. Der Ramadan beginnt am Montag; letzter Fastentag ist in diesem Jahr der 3. Juni.
Ausgeschlossen von der Fastenpflicht sind Reisende, Schwangere, stillende Mütter, Kinder, Kranke und Alte. Immer wieder formulierten in der jüngeren Vergangenheit allerdings Politiker, Verbände und Lehrer Kritik daran, dass auch Schüler während des Ramadan auf die Aufnahme von Nahrung und Getränken zwischen dem Beginn der Morgendämmerung und dem Sonnenuntergang verzichten und so vor allem in den Sommermonaten Schwierigkeiten haben, dem Unterricht zu folgen.
Bundesfamilienministerin Franziska Giffey (SPD) appellierte in der “Welt” (Freitag) an das Verantwortungsbewusstsein muslimischer Eltern. “Kinder müssen regelmäßig trinken und essen, sonst können sie nicht aufmerksam sein, lernen und sich gesund entwickeln. Das gilt generell und natürlich auch im Ramadan”, sagte Giffey. “Gesundheit und das Lernen in der Schule gehen vor.”
Der Kinderschutzbund verwies darauf, dass Schulen und Sportvereine zum Eingreifen verpflichtet seien, wenn sie gesundheitliche Einschränkungen erkennen. In solchen Fällen sei beispielsweise denkbar, dass Kinder etwa nur stundenweise fasten oder nur am Wochenende.
Die Grünen-Bundestagsabgeordnete Ekin Deligöz, Vorstandsmitglied beim Kinderschutzbund, sagte, sie setze bei dem Thema “weniger auf Sanktionen, sondern mehr auf Kommunikation”. Ihre SPDKollegin Nezahat Baradari wandte sich dagegen entschieden gegen das Fasten von Kindern. Diese befänden sich noch im Wachstum. “Ein Entzug nicht nur von Wasser, sondern auch von Nährstoffen kann daher in dieser sensiblen Phase des Lebens nicht gesund sein”, so die Muslima und Kinder- und Jugendärztin. “Ich glaube, dass der Prophet Mohammed seine jungen Gläubigen und insbesondere die Kinder im besten körperlichen und geistigen Zustand sehen wollte.”
Deutschlands Apotheker warnten unterdessen vor einem unbedachten Verzicht auf Medikamente während des Ramadan. Wer, auch wenn er krank sei, das Fastengebot einhalten wolle, könne besser gemeinsam mit Ärzten und Apothekern nach individuellen Lösungen suchen. Diabetiker sollten außerdem immer Traubenzucker bei sich haben, um Unterzuckerungen beheben zu können.
(KNA – tkpkn-89-00059)