Darmstadt/Kassel (KNA) Die evangelischen Kirchenleitungen in Hessen wollen die Klärung religiöser Fragen im Verhältnis zum Islam vorantreiben. “Uns ist daran gelegen, dass wir verstärkt in einen Dialog über theologische Fragen kommen”, schreiben der Bischof der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck, Martin Hein, und der Kirchenpräsident der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau, Volker Jung, in einem am Freitag veröffentlichten Brief zum Ramadan.
“Wir sind davon überzeugt, dass dies sich auch positiv auf andere Themenfelder auswirkt”, heißt es in dem Schreiben an Vertreter islamischer Verbände und Gemeinden. Einige evangelische Landeskirchen hätten es sich in jüngster Zeit bereits zur Aufgabe gemacht, “theologische Klärungen mit Blick auf den Islam herbeizuführen”.
Als erstes evangelisches Kirchenparlament bundesweit hatte die Synode der Evangelischen Kirche im Rheinland im Januar 2018 ein theologisches Positionspapier “für die Begegnung mit Muslimen” beschlossen. Darin heißt es: “Sie (die Landessynode) nimmt das Zeugnis muslimischer Mitmenschen als Ausdruck von deren Bindung an den einen Gott wahr.” Die rheinische Landessynode sehe “im jeweils eigenen Bezug von Christentum und Islam auf die biblischen Traditionen” und “der Wertschätzung der Muslime für Jesus” eine Beziehung zwischen beiden Religionen begründet.
Die Landessynode ermutige die Mitglieder der rheinischen Kirche dazu, “ihren eigenen Glauben im Dialog mit Muslimen und Musliminnen zu erklären und begeistert zur Sprache zu bringen”. Dabei sei nicht die Bekehrung von Muslimen Ziel des Dialogs, “sondern das gegenseitige Kennenlernen, das gemeinsame Handeln, das Aushalten von Differenzen sowie eine vertiefte Wahrnehmung der je eigenen Tradition.”
In dem Brief zum Ramadan zeigen sich die beiden Leitenden Geistlichen in Hessen davon beeindruckt, wie in der Fastenzeit “gelebter Glaube in den Alltag hineinwirken kann”. Der Ramadan biete Muslimen “die Chance, neu auf Gott, auf sich selbst und die Menschen im eigenen, alltäglichen, beruflichen und familiären Umfeld zu achten”. Mit Blick auf Anschläge gegen Moscheen, Synagogen und Kirchen in den vergangenen Monaten hieß es: “Und wir sehen den Auftrag, gemeinsam überall die Botschaft zu verbreiten, dass Gewalt niemals im Namen unserer Religionen gerechtfertigt werden kann.”
(KNA – tkpkn-89-00045)