Skopje (KNA) Zum Abschluss seiner dreitägigen Balkan-Reise hat Papst Franziskus in Nordmazedonien für eine stärkere Anbindung an Europa geworben. Er hoffe, dass sich die Integration für die westliche Balkanregion positiv entwickle. Zugleich müsse dies in Respekt vor Diversität und Menschenrechten geschehen, sagte Franziskus bei seiner eintägigen Visite am Dienstag in Skopje. Nach einem Treffen der politischen Führung des Landes besuchte er die Gedenkstätte der aus Skopje stammenden Ordensgründerin Mutter Teresa und feierte auf einem Platz der Hauptstadt eine Messe für die katholische Minderheit. Christliche und muslimische Jugendliche rief er dazu auf, “gemeinsam zu träumen”.
Am Morgen war Franziskus mit dem scheidenden Staatspräsidenten Gjorge Ivanov und Regierungschef Zoran Zaev (Sozialdemokratische Liga Mazedoniens) zu privaten Unterredungen am Amtssitz des Präsidenten zusammengekommen. Anschließend hielt er eine Rede vor Politikern und Diplomaten. Es war der erste Besuch eines katholischen Kirchenoberhaupts in der seit 1991 unabhängigen Republik.
Ivanov verband den Papstbesuch mit einem Appell zu nationaler Einheit. Das Land sei “schwer verwundet von nicht gehaltenen Versprechen, unerfüllten Erwartungen und schwachem Vertrauen in die internationale Gemeinschaft”. Die Hürden auf dem Weg zur EU hätten zu einer politischen und moralischen Krise geführt. Kreuz und Halbmond würden als Symbole für “Grenzen und Festungen” missbraucht. Am Empfang nahm auch Ivanovs am Sonntag gewählter Nachfolger Stevo Pendarovski teil, der für eine prowestliche Politik steht.
Franziskus würdigte einen “großzügigen Einsatz” Nordmazedoniens in der Flüchtlingskrise. Der Bevölkerung, die selber Entbehrungen kenne, gereiche es zur Ehre, dass sie in der Solidarität und im Teilen den Weg jeder wirklichen Entwicklung sehe. Während der Flüchtlingskrise 2015/2016 war Nordmazedonien Durchgangsregion für rund zwei Millionen Flüchtlinge und Migranten.
Bei einem Besuch im Mutter-Teresa-Gedenkhaus segnete der Papst den Grundstein für eine Gedächtniskirche der 2016 heiliggesprochenen Ordensgründerin. In einem Gebet erinnerte Franziskus daran, “wachsam und aufmerksam für den Schrei der Armen zu sein, derer, die ihrer Rechte beraubt sind, der Kranken, der Ausgegrenzten, der Geringsten”.
In einem Gottesdienst auf dem Mazedonienplatz am Vardar-Ufer lud Franziskus zu mehr Mitgefühl mit anderen ein. Viele Menschen hätten “Hunger nach Brot, Hunger nach Brüderlichkeit, Hunger nach Gott”. Er warnte davor, andere zu etikettieren und schnelle Antworten zu suchen. “Wir haben uns daran gewöhnt, das harte Brot der Desinformation zu essen.” Viele seien durch Konformismus gleichgültig geworden oder hätten vor Gier nach Vernetzung “den Geschmack an der Brüderlichkeit verloren”.
Bei einer Jugendbegegnung ermutigte er die von Auswanderung und Arbeitslosigkeit geprägte junge Generation zu kühnen Träumen und zu Verschiedenheit. Das beste Mittel gegen Entmutigung und Manipulation sei, einander zuzuhören. “Wir müssen allerdings auch den Mut haben, anders zu sein, andere Träume zu zeigen, die die Welt nicht geben kann.” Dabei nannte er Sinn für Großherzigkeit, Vergebung, Gebet, Kampf für Gerechtigkeit und Liebe zu den Armen.
Kleriker warnte der Papst vor Träumen von mehr Einfluss und vor dem Schauen auf eigene Ressourcen. Die Kirche verwende oft Energien auf Dinge, die niemanden interessierten, keinen Geschmack von Trost und Hoffnung trügen und stattdessen persönliche Begegnungen verhinderten. “Wir müssen alle Lasten aufgeben, die uns von der Mission abhalten”, sagte Franziskus vor Geistlichen und Ordensleuten der katholischen Minderheit in der Bischofskirche von Skopje.
Begonnen hatte die 29. Auslandsreise des Papstes am Sonntag mit einem zweitägigen Besuch in Bulgarien. Der Aufenthalt dort war geprägt von den schwierigen Beziehungen zur orthodoxen Kirche.
Franziskus warb für Offenheit gegenüber Migranten und für einen “aktiven Frieden” aller gesellschaftlichen Gruppen gegen Egoismus und Gleichgültigkeit.
(KNA – tkpkr-89-00232)