Berlin (KNA) Der Islamwissenschaftler Ralph Ghadban sieht die Verleugnung einer eigenen Identität in der deutschen Gesellschaft als zentrales Hindernis für die Integration von Migranten. “Man kann sich nicht mit Menschen identifizieren, die sagen, sie hätten keine Identität. Warum sollten Zuwanderer dann deutsch werden, sich integrieren wollen? Das birgt für sie nur Nachteile”, sagte Ghadban der Zeitung “Die Welt” (Mittwoch). Migranten hielten die deutsche Selbstverleugnung für verachtenswert. “Selbstverständlich hat jeder Mensch eine Identität, und darauf darf man sogar stolz sein”, so Ghadban.
In Deutschland herrsche derzeit die politische Ideologie des Multikulturalismus. “Unsere Kultur der Aufklärung wird relativiert und gleichgestellt mit anderen Kulturen. Das ist ein Widerspruch in sich”, betonte der 70-Jährige Deutsch-Libanese. Vieles im Islam etwa sei in Deutschland “einfach strafbar”, etwa häusliche Gewalt und Polygamie.
Fehlende deutsche Identität und eine übertriebene Milde der deutschen Justiz gegenüber kriminellen Ausländern macht Ghadban zudem für den Anstieg der Clankriminalität mitverantwortlich. Die Täter nutzten diese Haltung aus und ignorierten den deutschen Rechtsstaat. Mit Blick auf die hohe Zuwanderung seit 2015 sagte Ghadban: “Die Geschichte wird sich wiederholen. Flüchtlinge benutzen schon vorhandene kriminelle Netzwerke, die von vorhergehenden Generationen aufgebaut wurden.” Zudem kämen neue Familienverbände nach Deutschland, etwa aus Tschetschenien oder Afghanistan. “Sie bringen ihre Clanstruktur mit.”
Der Kampf gegen kriminelle Großfamilien sollte nach Ghadbans Worten bei den Frauen ansetzen. “Wenn man Frauen aus den Strukturen löst, bricht das System zusammen.” Ihnen werde in den Clans bewusst Bildung verweigert. Deshalb müsse der Staat Aussteigerprogramme für Frauen schaffen und sie in die Selbstständigkeit begleiten.
Ghadban steht seit einem Interview mit dem libanesischen TV-Sender LBC über Clankriminalität in Deutschland unter Polizeischutz. Zuvor hatte er ein Buch zu dem Thema veröffentlicht.
(KNA - tkqlm-89-00003) Foto: Pixabay