Bonn (KNA) Zum Weltflüchtlingstag am Donnerstag rücken Hilfsorganisationen die Lage der Menschen in Krisensituationen in den Mittelpunkt. Die Diakonie Katastrophenhilfe und Caritas international verurteilten scharf die jüngsten Gefechte in Syrien. Wieder einmal werde der Krieg auf dem Rücken der Bevölkerung ausgetragen, kritisieren die beiden Hilfswerke in einer gemeinsamen Erklärung am Montag zum Start ihrer Aktion “Die größte Katastrophe ist das Vergessen”.
Caritas-Präsident Peter Neher betonte, auch wenn der Blick vieler Menschen sich bereits wieder anderen Weltregionen zuwende, dürfe das Leid von Syrern nicht vergessen werden. “Gerade die Situation von Heranwachsenden und Frauen in dem Land bereitet uns große Sorge, da sie am häufigsten Opfer von Gewalt werden.” Es könne darüber hinaus nicht hingenommen werden, dass eine “verlorene Generation” entstehe, weil Kinder und Jugendliche nicht zur Schule gehen könnten, so Neher.
Die Präsidentin der Diakonie Katastrophenhilfe, Cornelia Füllkrug-Weitzel, betonte, auch im neunten Jahr des Krieges sei die humanitäre Situation in Syrien verheerend. Nach wie vor sei die Zivilbevölkerung schutzlos den militärischen Auseinandersetzungen ausgeliefert. Insgesamt benötigen laut UN noch immer fast 12 Millionen Menschen in Syrien humanitäre Hilfe.
Das Bündnis “Aktion Deutschland Hilft” erinnerte an das Schicksal von zehn Millionen Menschen weltweit ohne Pass und Staatsbürgerschaft. “Der Kampf um die Zugehörigkeit zu einem Staat ist der Kampf um den Schutz und die Sicherheit dieser Menschen”, sagte Vorstand Manuela Roßbach. “Staatenlose leben in einem rechtsfreien Raum. Sie sind von der Teilhabe am Leben in der Gesellschaft vollkommen ausgeschlossen. Und das, obwohl eigentlich jeder das Recht auf einen Pass hat.” Die größte Gruppe staatenloser Menschen bildeten die Rohingya aus Myanmar, von denen fast eine Million in Flüchtlingslagern in Bangladesch lebten.
In einer internationalen Umfrage zum Weltflüchtlingstag, der jährlich am 20. Juni stattfindet, äußerten sich die Deutschen besonders kritisch zum Thema Flucht und Integration. So zweifelten sie weltweit am häufigsten an den Beweggründen von Geflüchteten: Fast sechs von zehn (59 Prozent) stimmten der Aussage zu, die meisten Ausländer, die als Geflüchtete einreisen wollen, kämen vor allem aus wirtschaftlichen Gründen. Im Schnitt der in 26 Ländern weltweit durchgeführten und am Montag veröffentlichten Umfrage des Markt- und Meinungsforschungsinstituts ipsos stimmten 54 Prozent dieser Aussage zu. Besonders skeptisch bewerteten die Deutschen auch die Integrationsfähigkeit der neu kommenden Menschen. Nur knapp jeder Dritte (31 Prozent) glaubt laut Umfrage, dass sich die meisten Flüchtlinge erfolgreich in ihre neue Gesellschaft integrieren können. 57 Prozent der deutschen Befragten sprachen sich grundsätzlich für die Aufnahme von Geflüchteten aus, die in Deutschland Schutz vor Krieg und Verfolgung suchen; im weltweiten Durchschnitt waren es 61 Prozent.
(KNA - tkqlr-89-00170) Foto: Pixabay