Lindau (KNA) Hunderte Angehörige von mehr als einem Dutzend verschiedener Glaubensrichtungen sind am Mittwoch durch Lindau gezogen. Die “Prozession der Religionen” fand im Rahmen der Weltversammlung von “Religions for Peace” (Rfp) statt. Diese nach eigenen Angaben größte internationale Allianz religiöser Gemeinschaften auf Erden tagt seit Dienstag und noch bis Freitag in der Stadt am Bodensee. Bei dem Marsch lieferten die Teilnehmer ein buntes Bild: Farbenfrohe afrikanische Gewänder waren ebenso zu sehen wie traditioneller indianischer Federschmuck. Zahlreiche Schaulustige säumten das Geschehen am Straßenrand und applaudierten.
Die Prozession mündete in eine Zeremonie mit Gebeten, Meditationen und Segenswünschen am “Ring for Peace”. Diese 7,5 Meter hohe Holzskulptur wurde eigens für die Konferenz geschaffen.
Das Werk im Lindauer Luitpoldpark ist aus 36 Hölzern aus aller Welt als in sich verschlungenes Band gearbeitet und soll laut den Veranstaltern die sich “gegenseitig komplettierende Eigenschaft von Weltreligionen” symbolisieren, “die in ihrer Einheit die Gesamtheit des Bewusstseins abbilden”.
Bei dem Festakt rief der Hohe Repräsentant der UN-Initiative “Allianz der Zivilisationen”, Miguel Angel Moratinos Cuyaube, die Menschen zu Gemeinschaftlichkeit auf. Sie sollten in Sachen Religion nicht länger die Sicherheit in den Mittelpunkt stellen, sondern den Frieden, von Toleranz zu Respekt übergehen und von Koexistenz zu Zusammenleben.
Zuvor hatte es bei der Tagung eine Diskussion zum Thema “Frauen als Friedensschafferinnen” gegeben. Die RfP-Ehrenpräsidentin Mehrezia Labidi-Maiza erklärte dabei, Frauen seien besonders geeignet für den Schutz von Minderheiten. Sie hätten eine Sensibilität gegenüber Diskriminierung und Ungerechtigkeit, oft wegen entsprechender eigener Erfahrungen aufgrund ihres Geschlechts in männerdominierten Gesellschaften. Die tunesische Politikerin, die 2011 zur ersten Vizepräsidentin der Verfassungsgebenden Versammlung ihres Landes gewählt worden war, ergänzte, Frauen “ermächtigen die Machtlosen”.
Bertram Meier, Diözesanadministrator des Bistums Augsburg, zu dem Lindau gehört, würdigte RfP auf Anfrage der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA): “Dass Frauen und Männer, Verantwortliche und einfache Mitglieder der großen Religionen am Bodensee zusammenkommen, ist für mich ein Zeichen, dass im Namen Gottes Frieden möglich ist.” Da der Frieden vielerorts bröckele, sei eine solche “vertrauensbildende Maßnahme” dringender denn je.
RfP ist laut eigener Darstellung in rund 100 Ländern aktiv, Hauptsitz ist New York. Oberstes Ziel der bei den Vereinten Nationen akkreditierten Organisation ist “die Förderung gemeinsamer Aktionen der Glaubensgemeinschaften weltweit zur Stärkung des Friedens”. Die RfP-Weltversammlungen finden etwa alle fünf Jahre statt – aktuell erstmals in Deutschland, mit rund 900 Teilnehmern. Das Motto lautet “Für unsere gemeinsame Zukunft sorgen – Das Gemeinwohl für alle fördern”.
(KNA - tksml-89-00153)