Jakarta (KNA) Indonesiens neuer Religionsminister Fachrul Razi hat sich gegen Burkas ausgesprochen. Er werde Burkas nicht verbieten, aber es gebe in der islamischen Lehre keine einzige Stelle, die Burkas erwähne oder vorschreibe, sagte Fachrul Razi am Freitag dem Nachrichtenportal “Jakarta Globe”. “Die Vollverschleierung hat nach meiner Ansicht keine Grundlage im Koran oder in den Hadithen (Aussprüche des Propheten Mohammed)”, sagte der ehemalige General. “Das Tragen einer Vollverschleierung ist nicht unbedingt ein Zeichen eines stärkeren Glaubens oder einer engeren Beziehung mit Gott.”
Aus Sicht des Religionsministers sind Burkas in Zeiten des Terrorismus auch ein Sicherheitsrisiko. “Wenn mich jemand mit verschleiertem Gesicht treffen möchte, würde ich das mit Sicherheit ablehnen und sagen ‘Gehen Sie bitte’.” Indonesien ist das Land mit der größten muslimischen Bevölkerung der Welt und galt lange als Beispiel für einen moderaten und toleranten Islam. Seit Jahren stellen Beobachter jedoch eine zunehmende Radikalisierung unter Muslimen fest, gefördert durch massive Finanzierung von Moscheen, Universitäten und Koranschulen aus dem wahhabitischen SaudiArabien.
Der ehemalige stellvertretende Oberkommandierende der indonesischen Armee Fachrul Razi war am 23. Oktober von Präsident Joko Widodo zum Religionsminister ernannt worden. “Wir wollen, dass das Religionsministerium konkrete Maßnahmen gegen Radikalismus und Intoleranz einleitet”, so der Präsident damals.
Politischen Beobachtern in Jakarta zu Folge besteht jedoch die eine wichtige Aufgabe Fachrul Razis darin, Prabowo Subianto als neuen Verteidigungsminister in Schach zu halten. Widodo hatte seinen Intimfeind und Gegenkandidaten bei der Präsidentschaftswahl im Frühjahr überraschend das Verteidigungsressort übertragen. Im Wahlkampf hatte sich Prabowo mit den in Indonesien erstarkenden extremistischen Islamisten verbündet.
Razi gilt als langjähriger Gegner von Prabowo. 1998 gehörte Fachrul Razi dem Militärrat an, der nach dem Sturz von Diktator Suharto dessen Schwiegersohn General Prabowo aus dem Militärdienst gedrängt hatte. Während des Aufstands gegen Diktator Suharto im Mai 1998 soll General Prabowo an der Entführung und Folter von Demokratieaktivisten beteiligt gewesen sein.
(KNA - tllkl-89-00055)