Hanau/Frankfurt (KNA) Nach dem rassistisch motivierten Anschlag in Hanau zeigt sich die Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen (ACK) in der hessischen Stadt geschockt. “Diese Anschläge auf das Leben wurden von einem Menschen verübt, der keinen Respekt vor dem Leben anderer hatte”, hieß es in einer Stellungnahme der ACK. Für den Vorstand der Arbeitsgemeinschaft sagte Pfarrer Torben Telder: “Unsere Welt steht Kopf.” In Gedanken und Gebet fühlten sich die Christen in Hanau mit einer ganzen Stadt verbunden, die fassungslos dieser Tat gegenüberstehe.
Unterdessen sagte Hessens Ministerpräsident Volker Bouffier (CDU) seine Teilnahme an allen Fastnachts-Veranstaltungen ab, unter anderem in Mainz und Kassel. Grund sei die “furchtbare rassistische Gewalttat von Hanau”, teilte die hessische Staatskanzlei am Freitag mit.
Der mutmaßliche Täter hatte am späten Mittwochabend nach bisherigen Erkenntnissen zehn Menschen in Hanau erschossen und sich anschließend selbst getötet. Unter den Toten sollen neun Menschen mit Migrationshintergrund im Alter zwischen 21 und 44 Jahren sowie seine 72-jährige Mutter sein. Die Bundesanwaltschaft attestierte dem Angreifer eine “zutiefst rassistische Gesinnung”. Der mutmaßliche Schütze wurde in seiner Wohnung tot aufgefunden. Dort wurde auch die Leiche seiner Mutter entdeckt.
Die ACK Hanau erklärte weiter, sie drücke ihr tiefes Mitgefühl und ihre Unterstützung den Angehörigen der Opfer aus. Darin eingeschlossen sei “auch die Familie des Täters”. Die ACK organisiert an diesem Freitagabend um 18.00 Uhr einen Gedenkgottesdienst in der Freien evangelischen Gemeinde in Hanau. Auch am Sonntag werde die “Bitte um Frieden im gesellschaftlichen Miteinander” in die Gottesdienste aufgenommen.
Michael Gerber, der Bischof des Bistums Fulda, in dem Hanau liegt, bat in einem Schreiben alle Kirchengemeinden der Diözese, für die Opfer der Gewalttat in den anstehenden Gottesdiensten zu beten. Gerber dankte insbesondere den Mitarbeitern in den Pfarreien im Großraum Hanau, in der Notfallseelsorge und den kirchlichen Beratungsdiensten, die unmittelbare Hilfe leisteten. Sie zeigten in dieser schwierigen Situation die Bereitschaft, erreichbar zu sein, zuzuhören und das “Loch im Herzen” auszuhalten.
Zum Freitag rief auch die islamische Gemeinschaft der Ahmadiyya in Deutschland ihre Mitglieder zum Gedenken an die Opfer in Hanau und zu Gebeten auf. “Seit einiger Zeit sehen Muslime in Deutschland mit zunehmenden Sorgen die Entwicklung des rechten Terrors”, hieß es. Die Gefahr für
Demokratie in Deutschland nehme zu. “Wir hoffen und beten, dass rechtzeitige Maßnahmen eine Wiederholung dieser Ereignisse ausschließen werden”, erklärte die Ahmadiyya Muslim Jamaat Deutschland mit Sitz in Frankfurt.
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