Erfurt (KNA) Die Moschee in Erfurt-Marbach soll noch dieses Jahr fertiggestellt und eingeweiht werden. Das sagte der Sprecher muslimischen Ahmadiyya-Gemeinde, Suleman Malik, am Montag auf Anfrage in Erfurt. Es ist der erste Moschee-Neubau Ostdeutschlands außerhalb von Berlin. Der Rohbau sei abgeschlossen, das acht Meter hohe Zierminarett vorgefertigt. Nach der Grundsteinlegung im November 2018 war es zu Bauverzögerungen aufgrund von Anfeindungen gekommen.
Malik erläuterte: “Einige Handwerker wollen ausdrückliche nicht für Muslime und einen Moscheebau arbeiten – und scheuen sich auch nicht, das öffentlich zu sagen. Andere regionale Firmen haben Angst und bekamen Drohungen.” Für die verbleibenden Bauarbeiten seien nun westdeutsche Firmen beauftragt worden.
“Wir sehen uns aber nicht in einer Opferrolle”, betonte Malik. “Wir brauchen keine Polizei vor Moscheen, aber der Rechtsstaat muss gegen Rechtsextremismus mit aller Härte vorgehen und stärker präventiv tätig werden.” Ebenso sei gesellschaftliche Zivilcourage vonnöten. “Und wir brauchen eine ehrliche Debatte über Islamophobie in Deutschland – so wie über Antisemitismus”, sagte Malik.
Seit der Ankündigung des Bauvorhabens 2016 hatte es immer wieder teils massive islamfeindliche Proteste gegeben. Moschee-Gegner errichteten meterhohe Protest-Kreuze und spießten im Sommer 2017 Schweinekadaver auf dem Gelände auf. Das einstöckige Gebäude soll zwei Gebetsräume und eine Wohnung für den Imam umfassen. Die Baukosten veranschlagt die Ahmadiyya-Gemeinde auf rund 650.000 Euro, finanziert vollständig aus Spenden. Insgesamt zählen die Ahmadis rund 70 Mitglieder in Thüringen.
Die Ahmadiyya-Gemeinschaft versteht sich als weltweite islamische Reformbewegung, wird aber von vielen anderen muslimischen Strömungen nicht anerkannt und teils verfolgt. Bundesweit hat sie nach eigenen Angaben etwa 45.000 Mitglieder und unterhält mehr als 50 Moscheen.
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