Bonn (KNA) Die saudi-arabische Regisseurin Haifaa Al-Mansour, deren Film “Eine perfekte Kandidatin” ab Donnerstag im Kino läuft, sieht ihr Heimatland am “Scheideweg” in Sachen Frauenrechte. “Derzeit ändert sich viel in meinem Land, da wollte ich dabei sein, meinen Beitrag leisten, Mut machen und Frauen eine Stimme geben”, sagte sie am Mittwoch im Interview des Kinoportals filmdienst.de in Bonn.
In Al-Mansours neuem Film geht es um eine Ärztin aus Saudi-Arabien, die für den Gemeinderat kandidiert und sich dabei gegen viele Widerstände behauptet. Er zeigt die Widersprüche eines islamischen Landes auf, das in der Öffentlichkeit auf strikt konservativen Regeln besteht, in privaten Räumen aber mehr Freiheit zulässt.
Bisher gebe es nur wenige Frauen in öffentlichen Ämtern, betonte die Regisseurin, und diese würden meist von Männern ernannt: “Es hängt viel davon ab, wie die Bevölkerung in Zukunft Kandidatinnen annimmt. Vor uns liegt ein steiniger Weg.” Männer müssten sich an die neue Rolle der Frau gewöhnen, aber auch die Frauen: “Nehmen wir das Autofahren als Beispiel. Jetzt dürfen Frauen ans Steuer, aber viele akzeptieren die Neuerung nicht; manchmal stellt sich auch die Familie quer.” Nicht ohne Grund beginne ihr Film mit einer Szene, in der die Hauptfigur Auto fährt, so Al-Mansour: “Damit setze ich ein Zeichen. Wir müssen für die Verwirklichung unserer Träume kämpfen. Die Gesellschaft als Ganzes muss sich ändern.”
Bei den jüngeren Leuten gebe es “auf jeden Fall” eine Bereitschaft zur Veränderung, ergänzte die Filmemacherin: “Die reisen und sind in den Sozialen Netzwerken unterwegs, studieren im Ausland und kehren mit frischen Ideen zurück. Man kann die Uhr nicht zurückdrehen oder die Moderne aufhalten.” Inzwischen sei sogar ein Studium der Kunst möglich, was lange verboten war: “Das ist immerhin ein Anfang. Wir werden uns weiter für mehr Freiheit einsetzen und für mehr Toleranz. Und natürlich für mehr Frauenrechte.”
Trotz aller Schwierigkeiten sollten Frauen die Öffentlichkeit nicht scheuen, sondern jede Gelegenheit nutzen, um auf ihre Bedürfnisse und Rechte aufmerksam zu machen oder Tabus anzuprangern, forderte Al-Mansour und kritisierte zugleich die immer noch weit verbreitete Verschleierung: “Wer am Niqab festhält, verliert den Bezug zur Realität. Eine Frau sollte Anspruch auf ihre Identität haben. Dazu gehört, das eigene Gesicht zu zeigen.”
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