Berlin (KNA) Die Kinderrechtsorganisation Save the Children hat vor verheerenden Folgen des Jemen-Kriegs auf die psychische Gesundheit von Kindern gewarnt. Rund die Hälfte der jemenitischen Kinder sind traurig oder depressiv, wie aus einer am Dienstag veröffentlichten Studie der Organisation hervorgeht. Anlass der Untersuchung war der bevorstehende fünfte Jahrestag des Kriegsausbruchs am Donnerstag. Etwa jedes fünfte Kind leide unter ständiger Angst, hieß es. „Die Kinder, mit denen wir gesprochen haben, spielen nicht mehr im Freien. Sie nässen sich ein, wenn sie Flugzeuge über sich hören“, erklärte die Deutschland-Chefin der Organisation, Susanna Krüger. „Wir können unter keinen Umständen zulassen, dass dieser Krieg gegen Kinder weitergeht.“
Eine politische Lösung aller Kriegsparteien sei nötig. Nur diese sei nachhaltig. Laut Studie sind seit Dezember 2017 in dem Krieg mindestens 2.047 Mädchen und Jungen getötet oder verstümmelt worden. Im Jemen sind demnach etwa 10,3 Millionen Kinder von Ernährungsunsicherheit betroffen, 2,1 Millionen akut unterernährt. Zudem seien in den vergangenen drei Jahren rund 1,2 Millionen Kinder an Cholera, Diphtherie oder Dengue-Fieber erkrankt. Hinzu komme ein schwaches Gesundheitssystem, das dem Coronavirus kaum etwas entgegenzusetzen habe. „Wir fordern deshalb dringend Maßnahmen zum Schutz der Bevölkerung“, sagte Krüger.
Regierungen mit Einfluss auf die Konfliktparteien müssten Druck ausüben, um diese an den Verhandlungstisch zu bringen. Die Hilfsorganisation Handicap International (HI) verurteilte den Einsatz von Waffen und Landminen in dem Bürgerkriegsland. Die bewaffnete Gewalt habe dazu geführt, dass 80 Prozent der Bevölkerung auf humanitäre Hilfe angewiesen seien, sagte der HI-Einsatzleiter im Nahen Osten, Thomas Hugonnier. Inzwischen herrsche im Jemen die größte humanitäre Notlage der Welt. Zudem werde die Verseuchung des Landes mit sogenannten Kriegsresten als sehr hoch eingeschätzt: Selbst nach einem Ende des Kriegs würden noch über Jahrzehnte Unfälle mit Landminen und anderen explosiven Körpern drohen, so Hugonnier.
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