Berlin (KNA) Um die neue Vertreterin beim Auswärtigen Amt für den Islam, Nurhan Soykan, ist eine Debatte entbrannt. Der Sprecher des Koordinationsrates der Muslime, Burhan Kesici, begrüßte am Montag in Berlin die Entscheidung des Auswärtigen Amtes, Soykan als Beraterin im Team „Religion und Außenpolitik“ aufzunehmen: „Diese Entscheidung findet in unserer Community und bei unseren Mitgliedern großen Anklang und wurde durchweg positiv bewertet.“ Soykan ist Generalsekretärin des Zentralrats der Muslime in Deutschland (ZMD).
Allerdings wurde aus Wissenschaft und Politik Kritik an der Ernennung laut. Wie der „Tagesspiegel“ berichtete, geht es dabei zum einen um den ZMD und seine teils umstrittenen Mitgliedsverbände, zum anderen um Soykan selbst, der vorgeworfen wird, in Sozialen Medien und mit öffentlichen Äußerungen die nötige Distanz zu Antisemiten und Islamisten vermissen zu lassen. So habe sie vor einigen Jahren unter anderem den israelfeindlichen Al-Quds-Marsch verteidigt.
Der Islam- und Antisemitismus-Experte Ahmad Mansour und der Grünen-Politiker Volker Beck machten ihrem Unmut über die Personalie auf Twitter Luft. So schrieb Beck, dass er nicht verstehe, warum das Auswärtige Amt „eine Vertreterin dieses problematischen Verbandes“ berufen habe. Mansour twitterte, dass weder das Außenamt noch Außenminister Heiko Maas (SPD) erklären könnten, „warum ausgerechnet diese Person die Verantwortung für Frieden mit religiösen Gemeinschaften weltweit ansprechen soll“.
Kritik gab es laut „Tagesspiegel“ auch aus CDU, FDP und von der Linken. Der CDU-Religionsexperte Christoph de Vries beschrieb den ZMD demnach als hochproblematisch; die stärksten Mitgliedsvereine des Rats würden den Muslimbrüdern und der rechtsextremen Bewegung der Grauen Wölfe zugerechnet. Die Linken-Abgeordnete Sevim Dagdelen erklärte, Maas mache sich im Kampf gegen Antisemitismus mit dieser Personalie unglaubwürdig.
Die Abteilung „Religion und Außenpolitik“ war vor zwei Jahren im Auswärtigen Amt eingerichtet worden. Vorläufer war ein Arbeitsstab namens „Friedensverantwortung der Religionen“, der mit einer Konferenz im Mai 2017 in die Öffentlichkeit trat. Das Judentum vertritt der Rabbiner in spe, Markus Feldhake, das Christentum der evangelische Pastor Peter Jörgensen.
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