Hamburg (KNA) Der Münsteraner Religionspädagoge Mouhanad Khorchide hat mehr Schutz vor Islamisten in der Bundesrepublik gefordert. “Auch in Deutschland wird es immer gefährlicher, den Islamismus zu kritisieren”, sagte der Islam-Experte der Wochenzeitung “Die Zeit” (Donnerstag). Er warnte “vor einer zunehmenden Diskriminierung liberaler Muslime durch Anhänger des politischen Islams”.
Zugleich betonte er: “Diese Herrschaftsideologie ist vielleicht noch gefährlicher als der Salafismus. Denn seine Protagonisten greifen die Demokratie nicht mehr offen an, sondern versuchen, sie subtil zu unterwandern.” Diese “neuen Islamisten” wollten “die Umgestaltung der freiheitlichen Gesellschaft, Politik, Kultur im Sinne des Islams.” Ihre Werte und Normen stünden im Widerspruch zum Rechtsstaat.
Khorchide kritisierte die deutsche Politik für “ihre Duldsamkeit gegenüber den Feinden der Freiheit”. Vertreter des politischen Islams fänden sich heute in vielen großen Islamverbänden Europas, auch in Deutschland. Sie gäben sich modern und integriert, seien gut ausgebildet und betonten, sie seien Europäer. Zugleich betrieben sie Hetze gegen Islamreformer.
Khorchide ist Professor für islamische Religionspädagogik und Leiter des Zentrums für Islamische Theologie an der Uni Münster. Er gehört zu den bekanntesten Islamreformern in Deutschland, zeitweise lebte er mit mehreren Personenschützern. Mit Blick auf die Enthauptung eines französischen Lehrers schreibt er: “Wer garantiert uns, dass einer von uns nicht der nächste Samuel Paty ist?” Khorchide kritisierte das Bundesinnenministerium, das jüngst einen Expertenkreis zum Thema Muslimfeindlichkeit gegründet hatte. “Ich hätte mir einen Expertenkreis gegen Menschenfeindlichkeit und nicht allein gegen Muslimfeindlichkeit gewünscht.”
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