Abu Dhabi/Vatikanstadt (KNA) Angesichts weltweiter Gleichgültigkeit muss es nach Aussage des Papstes der Menschheit gelingen, echte Geschwisterlichkeit aufzubauen. “Wir können es ruhig so sagen: entweder Geschwister oder Feinde”, warnte das Kirchenoberhaupt bei einer Online-Veranstaltung zum UN-Welttag der Geschwisterlichkeit am Donnerstag. Sich nicht zu kümmern, sei eine “subtile Form der Feindschaft”, so der Papst. Es müsse Schluss sein mit der “Technik des Wegschauens, sich um andere nicht zu kümmern”.
Der von den UN ausgerufene Welttag erinnert an das “Dokument zur Brüderlichkeit”, das Papst Franziskus und Großimam Ahmad Al-Tayyeb von Al-Azhar am 4. Februar 2019 in Abu Dhabi unterzeichneten. Bei der von Abu Dhabi aus moderierten Online-Veranstaltung wurde erstmalig der von Abu Dhabis Scheich Mohamed Bin Zayed gestiftete “Zayed-Preis für Geschwisterlichkeit” verliehen. Dieser ging an UN-Generalsekretär Antonio Guterres und die marokkanisch-französische Friedensaktivistin Latifa Ibn Ziaten.
Ziatens Sohn Imad war als französischer Militärangehöriger 2012 von einem islamistischen Attentäter ermordet worden. Seither engagiert sich die Mutter in interreligiöser Friedensarbeit. Sie selber bezeichnete sich als “zweite Mutter von vielen, die ich in Stadtvierteln, Gefängnissen und Moscheen traf und zu denen ich sprechen konnte”. Al-Tayyeb verurteilte “das düstere Monster des Terrorismus” und versicherte der Aktivistin, ihr Sohn Imad sei im Paradies.
Guterres erhielt die Auszeichnung wegen seines lebenslangen Einsatzes für Menschenrechte, etwa als ehemaliger UNHCR-Kommissar für Flüchtlinge. Al-Tayyeb nannte Guterres “eine der tragenden Säulen des Friedensaufbaus in der Welt”.
In seiner Ansprache dankte der Papst dem Großimam auch für dessen Einsatz für Geschwisterlichkeit zwischen den Religionen. Er wisse, dies sei “keine leichte Aufgabe”, so Franziskus. Daher habe Al-Tayyebs Einsatz auch ihn selbst ermutigt. Franziskus nannte den Großimam seinen “Freund, Bruder und Kameraden”.
Al-Tayyeb nannte das von ihm und Franziskus unterzeichnete Dokument einen Meilenstein und eine “Alarmglocke für alle Verantwortlichen”, sich dem Anliegen anzuschließen. Dafür brauche es aber Entschlossenheit und festen Glauben. Kulturelle Unterschiede lägen in Gottes Willen, so der Großimam. Daher wolle man mit anderen Religionsvertretern und allen Menschen guten Willens zusammenarbeiten.
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