Berlin (KNA) Die Wehrbeauftragte Eva Högl (SPD) hat Verzögerungen in der Bestellung von Seelsorgern für die Bundeswehr bemängelt. So habe auch wegen der Corona-Pandemie die jüdische Militärseelsorge den Dienst nicht wie geplant im vergangenen Jahr aufnehmen können, erklärte Högl in ihrem Jahresbericht für 2020. Auch einen genauen Zeitplan für die Einführung von Militärrabbinern gebe es bislang noch nicht.
Ebenfalls kritisch äußerte sich Högl über ein weiterhin fehlendes Konzept für die islamische Militärseelsorge. “Bei rund 3.000 muslimischen Soldaten halte ich es für absolut angezeigt, sich konkret Gedanken über die Seelsorge zu machen. Da ist Handlungsbedarf.” Zwar prüfe das Verteidigungsministerium fortlaufend Einsatzmöglichkeiten für Militärimame. Allerdings liege dazu, wie im Bericht aus dem vergangenen Jahr bereits angemahnt, weiterhin kein Ergebnis vor. Zugleich seien muslimische Organisationen aufgerufen, den Dialog mit dem Verteidigungsministerium zu suchen, um gemeinsam Fortschritte zu erzielen.
Generell führte laut Bericht die Corona-Pandemie zu starken Einschränkungen in der Militärseelsorge im vergangenen Jahr. Der Personalwechsel in Einsatzgebieten sei teilweise stockend verlaufen oder habe wegen Einschränkungsmaßnahmen ausbleiben müssen. Die Militärseelsorge habe darauf zwar mit der Einrichtung digitaler Formate reagiert. Dennoch habe in der Pandemie der persönliche seelische Beistand gerade in Auslandseinsätzen an Bedeutung gewonnen.
Positiv hob die Wehrbeauftragte den Einsatz des Heeres in der Amtshilfe während der Corona-Pandemie hervor. Soldaten hätten insbesondere in Pflegeheimen durch Unterstützung, Versorgung und teilweise auch Unterhaltung der Pflegebedürftigen einen großen gesellschaftlichen Dienst geleistet. “Den Soldaten gebührt hier unser Dank, unsere Anerkennung und unser Respekt.” Ferner schlug Högl die Auszeichnung von Soldaten in der Amtshilfe mit regulären Einsatzmedaillen vor.
Daneben befürworte die Wehrbeauftragte auch gegen die Meinung ihrer Fraktion weiterhin die Ausstattung der Bundeswehr mit Drohnen. “Der Krieg um Berg-Karabach im vergangenen Jahr hat gezeigt, dass ohne eine Ausstattung mit Drohnen ein solcher Konflikt nicht zu gewinnen ist”, so Högl. Die Bundeswehr könne hier auch international Vorbild sein, wenn sie bewaffnete Drohnen völkerrechtskonform und mit einem entsprechenden Bundestagsmandat einsetzt.
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