Berlin (KNA) Die Wehrbeauftragte des Bundestages, Eva Högl (SPD), hat sich für einen raschen Aufbau von Betreuungsangeboten für Muslime in der Bundeswehr ausgesprochen. Im ihrem am Dienstag in Berlin vorgestellten Jahresbericht 2021 begrüßte sie Pläne des Verteidigungsministeriums, dies auf einzelvertraglicher Grundlage zu schaffen. Aufgrund der Strukturen der Muslime stehe absehbar kein zentraler Ansprechpartner zu Verfügung, der auf staatsvertraglicher Grundlage die Aufsicht über eine muslimische Militärseelsorge führen könne. Laut Bericht leisten derzeit rund 3.000 Soldatinnen und Soldaten muslimischen Glaubens ihren Dienst bei der Bundeswehr.
Gleichzeitig betonte der Jahresbericht, dass von der Einführung der jüdischen Militärseelsorge “auch ein Schub für die islamische Militärseelsorge” zu erhoffen sei. Er erinnerte an die Ernennung von Zsolt Balla am 21. Juni zum ersten Militärrabbiner der Bundeswehr als “historisches Ereignis”.
Ausdrücklich betonte der Bericht, dass sich der Lebenskundliche Unterricht (LKU) durch Militärseelsorgerinnen und Militärseelsorgern “in jeder Hinsicht bewährt” habe. Sie ständen außerhalb der militärischen Hierarchie, ermöglichten aber “mit ihrer menschlichen und geistigen Kompetenz innerhalb der Truppe den vertrauensvollen Gedankenaustausch und das selbstbestimmte Lernen”. Auch im Sinne von Prävention sei es wesentlich “ausreichend viel zu investieren in die Stärkung der ethischen und moralischen Grundlagen, in Charakterfestigkeit und mentale Stärke”.
Der LKU sei für die Soldatinnen und Soldaten die wesentliche Grundlage, “um ethische Kompetenz für den Soldatenberuf zu entwickeln, und seit 2010 gut geübte Praxis”, konstatiert der Bericht. Einen wichtigen Beitrag leiste dabei das Zentrum für ethische Bildung in den Streitkräften (zebis) in Hamburg.
Grundsätzlich bescheinigte Högl der Militärseelsorge “einen unverzichtbaren, wichtigen Beitrag für die Truppe”. Besonders bewährt habe er sich beim Einsatz in Afghanistan, der “für die meisten Soldatinnen und Soldaten eine große Belastung” gewesen sei. Nicht zuletzt am Stützpunkt der Evakuierungsoperation in Taschkent in Usbekistan habe die Militärseelsorge geholfen, das in Kabul Erlebte und die schrecklichen Erfahrungen zu verarbeiten. Ebenso seien Gespräche oft wichtig, um nach der Rückkehr den Weg zurück in die Normalität des Alltags zu fnden.
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