Köln (KNA) Feministische islamische Theologie muss nach den Worten der Münsteraner Professorin Dina El Omari in der Öffentlichkeit breit diskutiert und politisch eingebracht werden. Es brauche eine Verbindung zwischen Theologie und Aktivismus, sagte sie am Dienstag im Deutschlandfunk. “Das darf kein elitärer Diskurs sein.” Eine feministische Auslegung des Koran bedeute, aus der Schrift ein gleichberechtigtes Bild der Geschlechter abzuleiten und Frauen nicht als Objekte, sondern als Subjekte wahrzunehmen.
“Zum Teil ist es einfach, zum Teil ist es schwer”, so die Professorin am Zentrum für Islamische Theologie an der Universität Münster. Es komme dabei auf einzelne Koranverse an: Manche gingen in Richtung Geschlechtergerechtigtkeit, andere drückten dagegen Hierarchien aus. Der Koran sei in einer patriarchalen Gesellschaft entstanden. Manche, die ihn interpretierten, gingen davon aus, dass entsprechende Aussagen heute noch gültig seien. Eine feministische Auslegung dagegen sehe die Texte als in ihrer Zeit entstanden an, die aber durchaus weiterentwickelt werden sollten.
In der Frage des Kopftuchs wollten viele Männer ihre Macht behalten und argumentierten, dass Frauen geschützt werden sollten. Sie betrachteten Frauen damit als Objekte, die nicht selbst entscheiden, wie sie sich kleiden oder schützen. Mit Blick auf den Iran und die dortigen Proteste sagte die Professorin, dass es dort wegen einer “despotischen Struktur” anders als in Deutschland schwierig sei, öffentlich Dinge zu hinterfragen. “Das Hinterfragen kostet Mut.”
El Omari sagte, sie wünsche sich, dass sich durch die aktuellen Proteste im Iran endlich etwas verändere. Zwang führe nie zu einer überzeugten Haltung. Allerdings habe sie Bedenken angesichts der Gewalt, die gegen die Demonstrierenden ausgeübt werde: “Der Ausgang ist wirklich offen.”
Bei der Debatte um das Kopftuch insgesamt müsse anerkannt werden, dass Frauen freiwillig auf das Tuch verzichten – es aber genauso freiwillig auch tragen wollten. Die Wissenschaftlerin sieht eine “hegemoniale Haltung” darin, Frauen die Freiwilligkeit abzusprechen. Grundsätzlich könnten auch feministische und selbstbestimmte Frauen das Kopftuch aus einer Haltung der Spiritualität Gott gegenüber tragen. “Da muss man schon differenzieren.” Es sollte das Anliegen jeder feministischen Strömung sein, dass Frauen mündig und selbstbestimmt seien. Hier müssten alle an einem Strang ziehen.
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