Frankfurt (KNA) Die Frankfurter Islamforscherin Susanne Schröter fordert, Homosexualität im Islam zu enttabuisieren. Es gelte, muslimische Gemeinschaften in Deutschland zu unterstützen, die sagten: “In unserer Moschee sind Schwule genauso willkommen wie Transsexuelle oder wie jeder Mensch.” Ein positives Beispiel sei das Wirken der Berliner Frauenrechtlerin und Moscheegründerin Seyran Ates, sagte Schröter dem Hörfunksender “hr Info” anlässlich einer Konferenz am Freitag an der Goethe-Universität Frankfurt mit dem Titel “Queer im Islam”.
Schröter (65) wünscht sich nach eigenen Worten, dass sich mehr liberale Muslime trauten, ihre Haltungen öffentlich zu vertreten. “Wenn Muslime offensiv sagen: Gott hat nichts gegen Schwule, wie Seyran Ates das sagt mit ihrer Kampagne, dann ruft das sofort Hardliner auf den Plan, die nicht zögern, mit Morddrohungen daherzukommen”, so Schröter. Die Ethnologin und Direktorin des Frankfurter Forschungszentrums Globaler Islam hält auch die Unterstützung durch islamische Theologen für erforderlich. Diese sollten deutlich machten, dass der Islam wie andere Weltreligionen etwas sei, “das sich den Zeiten anpasst und heilige Texte auch im Kontext moderner Zeiten interpretiert”.
Mit Blick auf die Lage in islamisch geprägten Ländern hieß es in der Einladung der Uni Frankfurt zu der Konferenz unter Schirmherrschaft von Hessens Sozialminister Kai Klose (Grüne): “In den meisten islamisch geprägten Ländern existieren Gesetze gegen Homosexualität, weil diese angeblich gegen die göttliche Ordnung verstößt. Gegenüber Transgender wird oft liberaler reagiert, weil man glaubt, darin göttliches Wirken zu entdecken.” Im Iran würden Homosexuelle hingerichtet, eine Änderung des biologischen Geschlechts sei hingegen erlaubt. Trans zu sein, gelte dort nicht als schuldhaftes Vergehen, “sondern als Schicksal”.
Auch in Pakistan, Oman und Indonesien seien sogenannte “dritte Geschlechter” offziell anerkannt. In der indonesischen Provinz Aceh jedoch, in der die Scharia streng befolgt werde, würden sowohl Homosexualität als auch Transsexualität mit staatlichen Strafmaßnahmen verfolgt.
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