Rom (KNA) Der ehemalige Papst Benedikt XVI. hat sich in seinen letzten Lebensjahren weiterhin mit den grundlegenden
Unterschieden von Islam und Christentum auseinandergesetzt. In seinem am Mittwoch postum erschienenen Buch “Was ist das Christentum?” kritisiert das frühere Kirchenoberhaupt einige gegenwärtige Versuche zum Dialog von Christen und Muslimen. Diese seien oft gekennzeichnet von der “ungenügenden Kenntnis der heiligen Schriften” beider Religionen.
Ferner sei dieser Dialog häufig “strukturell falsch aufgestellt”. So werde einerseits betont, dass sowohl in der Bibel wie auch im Koran die Rede sei von der Barmherzigkeit Gottes. Daraus werde der Imperativ der Nächstenliebe abgeleitet. Dann werde aber auch festgestellt, dass sich in beiden Texten Aufrufe zur Gewalt fänden. Und schließlich stelle man sich gewissermaßen über beide Religionen und stelle fest, dass es in beiden Gutes und Schlechtes gebe und es deshalb nötig sei, sich mit Blick auf beide der Gewalt entgegenzustellen.
Auf diese Weise, so die Kritik des früheren Papstes, würden aber verschiedene Ebenen vermischt. Anders als die Bibel sei der Koran ein einziges Buch. Es werde von den Muslimen als direkte Inspiration Gottes angesehen und beanspruche deshalb eine von Gott ausgehende Autorität.
Die Bibel hingegen sei eine über etwa tausend Jahre gewachsene Sammlung von Schriften. Diese seien nach dem Glauben von Juden und Christen nicht unmittelbar von Gott diktiert. Ihre Autorität entwickle sich immer nur in der Interpretation des Weges, den das Volk Gottes unter seiner Führung zurückgelegt habe. Insofern sei der christliche Glaube keine “Buchreligion”. Wer diese strukturellen Unterschiede betrachte, werde sich vor übereilten Parallelen zwischen den beiden Religionen hüten.
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