Tel Aviv/Jerusalem (KNA) Die Organisation “Rabbiner für Menschenrechte” macht sich angesichts einer wachsenden Spaltung in der israelischen Gesellschaft für eine neue religionsübergreifende Bewegung im Land stark. Dazu soll etwa ein für Mittwoch (10. Mai) geplanter “Interreligiöser Marsch für Frieden, Gleichheit und Gerechtigkeit” in Jerusalem beitragen, sagte der geschäftsführende Direktor der Organisation, Avi Dabusch, im Interview der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) in Tel Aviv.
Öffentliche Räume in Israel seien zum Nährboden für religiösen Fanatismus und Gewalt geworden, so der jüdische Israeli. Das rechtsnational-religiöse Lager, das von der Ideologie einer jüdischen Dominanz und dem Streben nach Annexion der besetzten palästinensischen Gebiete geprägt sei, stehe in enger Verbindung zu gefährlichen Strömungen des Judentums.
“Vor diesem Hintergrund lassen wir uns inspirieren von Rabbiner Abraham Jehoschua Heschel und Martin Luther King. Mit ihrem gemeinsamen Solidaritätsmarsch sind sie ein Beispiel für mutige religiöse Führung”, sagte Dabusch. Nach ihrem Vorbild wolle man in Jerusalem für Frieden, Gleichheit
und Gerechtigkeit für alle demonstrieren. Der Marsch finde eine Woche vor dem Jerusalem-Tag (19. Mai) statt, der zum Symbol für Konflikte und Gewalt geworden sei.
Bislang hätten sich dem Aufruf der “Rabbiner für Menschenrechte” rund 20 jüdische, christliche, muslimische und interreligiöse Organisationen angeschlossen, berichtete der Aktivist. “Wir müssen eine andere Stimme etablieren und zeigen, dass eine gemeinsame Vision und der Glaube an Menschenrechte möglich sind, ohne die Religion verlassen zu müssen”, sagte Dabusch. Religion sei ein Werkzeug für Veränderungen in der Gesellschaft.
Er äußerte die Hoffnung, durch den interreligiösen Marsch eine Gruppe von Führungspersonen verschiedener Gemeinschaften zu etablieren, die Einfluss in der Öffentlichkeit haben. “Damit könnten wir zu einem Licht werden in einer Realität, die teilweise sehr dunkel ist.” Bei ähnlichen Demonstrationen etwa gegen die Annexion des besetzten Westjordanlands habe es Störaktionen rechter Gruppen gegeben. Er erwarte auch jetzt einen möglichen Konflikt, so Dabusch, hoffe aber, dass es nicht zu Gewalt kommt. Die Polizei werde die Veranstaltung schützen.
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