Jakarta (KNA) Mehr als 56 Prozent der Oberstufenschüler in fünf indonesischen Großstädten haben in einer Umfrage eine Umsetzung des islamischen Schariarechts befürwortet. Kirchenführer und Pädagogen sehen dieses Ergebnis mit Sorge. “Alle Parteien und auch das Ministerium für Bildung und Kultur müssen herausfinden, warum in den Schulen intolerante Ansichten zunehmen”, sagte Pater Antonius Benny Susetyo, Mitglied eines Gremiums von Präsident Joko Widodo zur Förderung der Toleranz zwischen den Religionen im mehrheitlich islamischen Indonesien, am Donnerstag dem asiatischen Pressedienst Ucanews.
Die Umfrage war vom Setara Institut für Demokratie und Frieden in Zusammenarbeit mit dem internationalen NGO-Forum für Indonesische Entwicklung an staatlichen und privaten Schulen in fünf großen Städten durchgeführt und in dieser Woche veröffentlicht worden.
Mehr als 83 Prozent der Befragten waren der Ansicht, dass die indonesische Staatsidee “Pancasila” keine dauerhafte Ideologie sei und ersetzt werden könne. In der Verfassungspräambel “Pancasila” wird Indonesien als säkularer Staat definiert.
20 Prozent der befragten Schüler gaben an, als Reaktion auf Beleidigungen des Islam nicht vor Gewaltanwendung zurückzuschrecken. 33 Prozent waren bereit, ihre Religion sogar mit dem Leben zu verteidigen. 61 Prozent sagten, sie würden sich wohler fühlen, wenn alle Schülerinnen und Studentinnen Kopftücher tragen würden. Knapp 52 Prozent sahen die USA, Großbritannien und Australien als “Bedrohung der indonesischen Religion und Kultur”.
Pater Vinsensius Darmin Mbula, Vorsitzender des Nationalen Rats für Katholische Bildung, sagte, die Ergebnisse seien ein Weckruf für die Schulen. “Das Ministerium für Bildung und Kultur hat eine Kampagne gegen Intoleranz gestartet. Diese Ergebnisse machen jedoch deutlich, dass noch ein langer Weg vor uns liegt”, sagte der Priester Ucanews.
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