Wie noch miteinander reden? Seit dem Terrorangriff der Hamas auf Israel scheint der jüdisch-muslimische Dialog vor unüberwindbaren Hürden zu stehen. Eine Denkfabrik mahnt zur Fortführung – auf welche Weise auch immer.
Berlin (KNA) Die „Denkfabrik Schalom Aleikum“ wirbt für eine Fortführung des jüdisch-muslimischen Dialogs. In einer am Dienstag in Berlin veröffentlichten Handreichung plädiert sie für bundesweite Förderung entsprechender Dialogprojekte und Initiativen. Der antisemitische Angriff der Hamas auf Israel und dessen Folgen in Europa stelle auch in Deutschland die Möglichkeit des jüdisch-muslimischen Dialogs massiv in Frage. Es gebe aber zum Dialog keine Alternativen, so die Denkfabrik.
In der Handreichung heißt es weiter, es müssten Bedürfnisse der jeweiligen Communities analysiert werden, um die Frage zu beantworten, wie Dialog aus Sicht der Betroffenen möglich sei. Trotz Nahostkonflikt und seiner Bedeutung für jüdisch-muslimischen Dialog in Deutschland dürfe es keinen „Elefant im Raum“ geben, sondern es müsste qualifiziert und differenziert diskutiert werden.
Es gebe auch kein allgemeines, universelles Konzept des jüdisch-muslimischen Dialogs. Verschiedene Zielgruppen und zivilgesellschaftliche Bereiche müssten differenziert und Dialogformate daran angepasst werden. Dabei spielten Bildung und Internet eine wichtige Rolle. Zudem müssten Dialoge „als gegenseitige Lernprozesse verstanden und realistische Erwartungen zielgerichtet verfasst werden, um Enttäuschungen abzufedern und im Dialog zu bleiben“.
Der Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, Josef Schuster, bezeichnete die Handreichung als eine „empathische, kundige Stimme, die eine offene Bestandsaufnahme der Lage des jüdisch-muslimischen Gesprächs in unserem Land vorlegt und seine Perspektiven klar aufzeigt“. Sie mache unmissverständlich die grundlegenden Anforderungen und Optionen klar, ohne die ein Dialog zwischen Juden und Muslimen nach dem 7. Oktober nicht funktionieren könne.
Die „Denkfabrik Schalom Aleikum“ ist nach eigenen Angaben eine Forschungseinrichtung innerhalb des Zentralrats der Juden, die Wissenschaft, Praxis und dialogischen Austausch auf sowohl akademischer als auch zivilgesellschaftlicher Ebene miteinander vereint. Sie wird mit Bundesmitteln gefördert.
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