Weihnachten in Zeiten von Kriegen und Krisen: Die Geburt Jesu zu feiern, sei jetzt besonders wichtig gewesen, betonten deutsche Bischöfe. Und wer im Kölner Dom eine Weihnachtsmesse besuchen wollte, musste Geduld haben.
Von Leticia Witte (KNA)
Bonn (KNA) Unter dem Eindruck der Kriege zwischen Israel und der Hamas sowie in der Ukraine haben an Weihnachten katholische Bischöfe in Deutschland zu Frieden und Konfliktlösung aufgerufen. In ihren Predigten sprachen sie darüber hinaus gesellschaftliche Spaltung und Antisemitismus an und warben für Zuversicht und Mut. Für Aufregung sorgte eine erhöhte Gefahrenlage am Kölner Dom nach Terrorhinweisen. Dort feierten Menschen unter massivem Polizeischutz Weihnachten.
Mit Bombenspürhunden hatte die Polizei das Wahrzeichen am Rhein fünf Stunden lang in der Nacht zu Sonntag durchsucht, stieß jedoch nicht auf Sprengstoff. Auch der auf politisch motivierte Kriminalität spezialisierte Staatsschutz ermittelt. Warnungen gab es auch in Wien und Spanien. Medienberichten zufolge kam es bereits zu Festnahmen.
Am zweiten Weihnachtsfeiertag sagte eine Polizeisprecherin der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA), dass am Kölner Dom alles ruhig verlaufen sei. Besucherinnen und Besucher der Messen seien vor dem Einlass kontrolliert worden. Wie es mit den Schutzmaßnahmen an der Kathedrale nach Weihnachten weitergehe, werde derzeit besprochen.
Der Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki dankte in der Christmette an Heiligabend den Sicherheitskräften. Sie hätten „den Dom gewissermaßen auf den Kopf gestellt“ und so die Gottesdienstfeiern dort ermöglicht. Es tue ihm von Herzen Leid, dass sie die Tage nicht mit ihren Familien verbringen könnten. Die Menschen im Dom applaudierten.
Auch den Teilnehmenden der Christmette bekundete Woelki seinen Dank dafür, dass „Sie sich nicht haben erschrecken lassen, sondern mutig hergekommen sind“ zum Dom. An Weihnachten werde gefeiert, dass Gott seinen Sohn als Heiland und Retter in die Welt gesandt habe, um allen Hass, Krieg und Terror zu besiegen. „Nicht Terror und Krieg sind der Weg Gottes, sondern Liebe, Versöhnung, Vergebung und Einheit.“
Der Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, Georg Bätzing, verwies in seiner Predigt am ersten Weihnachtstag laut Manuskript auf die Macht des Wortes: „Worte erschaffen Welten.“ Ohne ehrliche Worte, die neues Vertrauen weckten, komme kein Frieden zustande.
Worte könnten aber auch Welten in Trümmer legen, sagte der Limburger Bischof. Viele dramatische Entwicklungen heute hätten ihren Grund darin, „dass sich hehre Worte im Nachhinein als Täuschung, Taktik oder glatte Lüge erwiesen haben“. Einmal gesätes Misstrauen treibe Keile zwischen Menschen, Gruppen und Völker. Er betonte, dass Jesus „Gottes Ehrenwort“ sei. Denen, die in Angst und Schrecken leben müssten und keinen Ausweg sähen, gebe er Zukunftsmut.
Gerade in Zeiten von Kriegen sei es wichtig, das Weihnachtsfest zu feiern, sagte der Münchner Kardinal Reinhard Marx laut Manuskript im Münchner Liebfrauendom. Das Fest erinnere an einige Grundsätze, „ohne die wir die Probleme der Welt nicht lösen und ein gutes Miteinander nicht nachhaltig aufbauen können“. Gewalt und Krieg könnten keinen nachhaltigen Frieden schaffen. Für den Frieden brauche es die „Bereitschaft zu einem gerechten Ausgleich“ und einem versöhnten Miteinander. Mehr Waffen führten nicht näher zum Frieden.
Mehrere Bischöfe wandten sich gegen Antisemitismus. Der Hildesheimer Bischof Heiner Wilmer etwa betonte: „Es ist ein Skandal, dass sich Menschen in unseren Städten nicht mehr trauen können, auf der Straße Hebräisch zu sprechen, weil sie Angst vor Übergriffen haben.“ Und: „Um es klar zu sagen: Antisemitismus ist Sünde.“
Die amtierende Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Kirsten Fehrs, sagte in ihrer Weihnachtsbotschaft, viele Menschen seien derzeit erschöpft und schutzbedürftig. „Wir haben Krieg und Krisen. Und Angst haben wir auch.“ An Weihnachten scheine ein anderes Licht auf die Welt. Inmitten so vieler düsterer Nachrichten brauche es den Weihnachtsmut der Engel.
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