Während die Zahl der vertriebenen Menschen weltweit steigt, entfernt sich die politische Debatte in Deutschland von den Fakten, kritisiert die UNO-Flüchtlingshilfe und fordert ein Umdenken.
Bonn (KNA) Die UNO-Flüchtlingshilfe blickt mit Sorge auf die Debatte über Flüchtlingspolitik in Deutschland. „Wir müssen wieder dazu kommen, faktenbasiert zu diskutieren“, sagte der nationale Direktor der UNO-Flüchtlingshilfe, Peter Ruhenstroth-Bauer, am Freitag in Bonn. Wenn selbst Vertreter demokratischer Parteien eine populistische Tonlage anschlügen, „werden wir uns immer mehr von den Fakten und der Wirklichkeit entfernen“.
Auf der einen Seite stünden die Hilfsbereitschaft und das Engagement der Gesellschaft, auf der anderen Seite vermehrt Fehlinformationen, Hetze und Populismus, kritisierte Ruhenstroth-Bauer. Dabei seien es „die Schicksale und menschlichen Geschichten hinter den Fluchtbewegungen, die unsere Aufmerksamkeit benötigen“.
Die Zahl vertriebener Menschen stieg Erhebungen des UN-Flüchtlingshilfswerks UNHCR zufolge, dessen deutscher Partner die UNO-Flüchtlingshilfe ist, im Jahr 2023 auf 114 Millionen an. Damit habe sich die Zahl der Flüchtlinge weltweit innerhalb der vergangenen sieben Jahre verdoppelt.
Neben den Kriegen in der Ukraine und in Nahost verweist die UNO-Flüchtlingshilfe auch auf den Konflikt im Sudan. Mehr als sieben Millionen Menschen seien dort seit Beginn des Konflikts im April geflohen. Hinzu kämen etwa die Krisen in Syrien, im Jemen, in Afghanistan und in der Demokratischen Republik Kongo.
Hoffnung mache gleichzeitig, dass rund drei Millionen Menschen bis zum Sommer in ihre Heimat zurückkehren konnten. Außerdem seien rund 60.000 Menschen in ein Drittland umgesiedelt sowie über 20.000 Menschen von ihrem Gastland eingebürgert.
Neben stärkeren Bemühungen um Frieden fordert die Flüchtlingshilfe politische Initiativen zur Entlastung von Aufnahmeländern und eine konsequente Bekämpfung der Folgen des Klimawandels.
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