Rom (KNA) Das Oberhaupt der Katholiken im Heiligen Land, Kardinal Pierbattista Pizzaballa, sieht im aktuellen Nahost-Krieg auch einen Wendepunkt für den interreligiösen Dialog. Dieser werde zwischen Christen, Muslimen und Juden nicht mehr derselbe sein, so der Lateinische Patriarch von Jerusalem am Montag in einer Universität in Rom. Die jüdische Welt habe sich von den Christen nicht unterstützt gefühlt. Die Christen wiederum seien unfähig gewesen, ein gemeinsames Wort zu finden – „waren entweder geteilter Meinung über die Unterstützung der einen oder der anderen Seite oder unsicher und desorientiert“. Die Muslime hätte sich angegriffen und als Komplizen der Massaker vom 7. Oktober gefühlt. „Nach Jahren des interreligiösen Dialogs haben wir festgestellt, dass wir einander nicht verstehen“, fasste Pizzaballa zusammen.
Für ihn sei dies ein großer Schmerz, aber auch eine große Lektion, so der Kardinal weiter. Nun müsse dieser Dialog zwischen den Religionen einen wichtigen Schritt machen. Denn er könne nicht mehr nur ein Dialog zwischen Vertretern der westlichen Kultur sein, sondern müsse die verschiedenen Sensibilitäten, die kulturellen und lokalen Ansätze berücksichtigen. Dies sei viel schwieriger, aber müsse „aus Liebe“ getan werden, forderte Pizzaballa. „Denn trotz unserer Unterschiede lieben wir einander, und wir wollen, dass dieses Gute nicht nur im Leben des Einzelnen, sondern auch in unseren jeweiligen Gemeinschaften konkreten Ausdruck findet“, so der Kardinal.
In seiner Rede vor Studierenden rief er in Anbetracht des Krieges zudem zur verbalen Abrüstung auf. Statt eines Krieges der Sprache, bräuchte es Worte der Ermutigung und der Hoffnung. Es sei notwendig, sich einen Sinn für Menschlichkeit in der eigenen Sprache zu bewahren: im Privaten, in der Öffentlichkeit und in Sozialen Medien. Man müsse den Mut haben, zu sprechen, so Pizzaballa. Dabei müsse man sich aber immer des großen Gewichts von Worten bewusst sein; sie könnten das Denken positiv wie negativ lenken.
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