Was tun, wenn Kinder sich radikalisieren? Bei der Beratungsstelle Radikalisierung gab es 2023 deutlich mehr Anfragen mit Islamismusbezug. Wie sich die Fragen der Anrufer und das Alter der Kinder verändert haben.
Nürnberg (KNA) Immer mehr Eltern wenden sich an die bundesweite Hotline der Beratungsstelle Radikalisierung. So stieg die Zahl der Anfragen zu islamistischen Radikalisierungsformen 2023 auf 313 an, wie das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (Bamf) in Nürnberg am Freitag mitteilte. Das seien doppelt so viele wie im Jahr davor und zudem der höchste Wert der vergangenen fünf Jahre. Gleichzeitig sinke das Alter der Kinder, die sich mutmaßlich islamistisch radikalisierten. Es liege bei etwa 17 Jahren. Beratungsgespräche beträfen aber zunehmend auch Kinder und Jugendliche unter 13 Jahren.
Ein Grund für den starken Anstieg liegt demnach auch im Terrorangriff der Hamas auf Israel am 7. Oktober 2023. Dieser stelle „einen Einschnitt dar – sowohl in quantitativer als auch in qualitativer Hinsicht“, erklärte der Leiter der Beratungsstelle, Florian Endres. Vor dem Hintergrund der Entwicklungen im Nahostkonflikt hätten sich die Inhalte der Beratungen verändert; das Geschehen in Israel und im Gazastreifen sei Thema ebenso wie Antisemitismus und Israelfeindlichkeit oder die extremistischen Organisationen, die in der Gegend tätig sind.
Häufig riefen Lehrkräfte an, die bei Schülern Wesensveränderungen feststellten, heißt es. Dennoch betreffe nur jede fünfte Anfrage die Schulen. Die weitaus größte Gruppe der Ratsuchenden stamme aus dem Familienumfeld mutmaßlich radikalisierter Personen. Meist meldeten sich die Eltern. – Die 2012 eingerichtete Beratungshotline des Bundesamts hat seither nach eigenen Angaben rund 5.500 Anrufe entgegengenommen. Das Beratungsnetzwerk sei inzwischen kontinuierlich gewachsen, auch viele neue Präventionsangebote seien geschaffen worden.
Quelle: © KNA