„In den Dienst an der Einheit will ich mich stellen“
Gut 16 Monate musste das Erzbistum Bamberg auf einen neuen Erzbischof warten, nun ist Herwig Gössl im Amt. Im Einführungsgottesdienst gab es Ermutigungen, eine Weltpremiere – und ein großes Glas voller Gummibärchen.
Von Hannah Krewer (KNA)
Bamberg (KNA) Trotz hinzugestellter Stühle reichte der Platz im Bamberger Dom nicht aus: In einem feierlichen Gottesdienst wurde der neue Erzbischof Herwig Gössl (57) in sein Amt eingeführt. Wer in der Kathedrale keinen Platz fand, konnte die Übertragung in zwei anderen Bamberger Kirchen verfolgen.
Gleich nach Verlesung der päpstlichen Ernennungsurkunde nahm der bisherige Weihbischof auf dem Bischofsstuhl Platz – der offizielle Amtsbeginn. Sein Vorgänger Ludwig Schick (74) übergab ihm den Bischofsstab, den er selbst 20 Jahre lang genutzt hatte, und fand persönliche Worte: „Du wirst ein guter Erzbischof für uns werden.“
In seiner Predigt betonte Gössl, er wolle sich in den Dienst an der Einheit in Kirche und Gesellschaft stellen. Wo Menschen Gott verloren hätten, seien Gerechtigkeit und Friede nicht gewachsen, sagte er unter Verweis auf Spaltungstendenzen in der Gesellschaft. „Wo aber wirklich Gott die Herrschaft hat, dort werden Menschen zueinander geführt und nicht gegeneinander in Stellung gebracht.“
Dort wachse die Einheit auch bei unterschiedlichen Ansichten. Um die Zukunft der Kirche sei ihm nicht bang, weil ihr Schatz nicht aus Kirchensteuereinnahmen bestehe, sondern aus einer Zusage Gottes. Daher teile er auch nicht die Skepsis mancher, die sagten, „Kirche sei am Kipppunkt, und meinen damit, bald gehe das Schiff unter. Ich aber bin fest überzeugt: Der Herr ist an Bord, und wenn wir uns auf ihn hin orientieren, dann bekommen wir neuen Mut, selbst wenn es um uns herum stürmisch zugeht.“
Musikalisch gab es eine Weltpremiere: Die eigens für diesen Anlass komponierte „Missa Bambergensis“ von Michael Wülker wurde uraufgeführt. Ihre Wirkung entfaltete die Musik besonders, als die Bamberger Domchöre – begleitet von Pauken und Trompeten – ins Gloria, den Lobpreis Gottes, einstimmten.
Seinen Wahlspruch „Tu solus Dominus“ („Du allein bist der Herr“) und sein bischöfliches Wappen hat Gössl nicht wesentlich geändert. Nur Kleinigkeiten wurden angepasst. So zeigt eine weitere Reihe grüner Quasten, dass er jetzt Erzbischof ist. Auch seinen Bischofsring und das Brustkreuz aus seiner Zeit als Weihbischof will er weiterhin tragen.
Zahlreiche Vertreter aus Kirche und Gesellschaft gratulierten dem neuen Erzbischof. Der stellvertretende Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Michael Gerber aus Fulda, würdigte Gössl als Menschen, dem ein kurzer Weg zu anderen Menschen wichtiger sei als Bürokratie.
Der Münchener Kardinal Reinhard Marx, Vorsitzender der Freisinger Bischofskonferenz, würdigte den neuen Erzbischof ebenfalls als „den Menschen zugewandt“. Gössl könne seine eigenen Ansichten auch infrage stellen und ändern. Das sei für den Dienst an der Einheit wichtig und eine der Grundvoraussetzungen für das bischöfliche Amt heute.
Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) wünschte Gössl gutes Durchhaltevermögen und dankte dem emeritierten Erzbischof Schick. Der Freistaat Bayern schätze das Wirken der Kirchen im Bereich der Bildung, der Seelsorge und des Sozialen.
Der evangelische Landesbischof Christian Kopp betonte, Gössl sei ein sehr guter Zuhörer – eine gute Voraussetzung für einen Bischof. Ihm sei es wichtig, dass die beiden großen Kirchen in Bayern viel zusammen bewirken könnten. Oberbürgermeister Andreas Starke (SPD) erklärte, die Kirchen seien die wichtigsten Ansprechpartner für die Sozial- und Bildungspolitik in Bamberg.
Die katholische Laienvertretung, der Diözesanrat, überraschte den Erzbischof mit einem besonderen Geschenk: einem riesigen Glas voller Gummibärchen. Sie stünden für die rund 600.000 Katholiken im Erzbistum, die eine ebenso bunte Mischung seien. Wenn Gössl ein Gummibärchen esse, dann solle er sich auch fragen, wer im Erzbistum ihm wo eine Hilfe sein könne. Die beiden Vertreter des Diözesanrats dankten ihm für seine Kommunikationsbereitschaft und betonten, dass sie in der Zeit, in der Gössl das Erzbistum übergangsweise geleitet hatte, viel von ihm gelernt hätten.
Auch auf die Gottesdienstbesucher wartete am Ende eine Überraschung: Vor dem Dom gab es für alle die sogenannten „Kunigundenkringel“ – ein Blätterteiggebäck, das in Bamberg immer zum Festtag der Bistumspatronin Kunigunde gebacken wird. Denn nicht ohne Grund fiel die Amtseinführung des neuen Erzbischofs genau auf das Wochenende, an dem auch der Bistumspatronin gedacht wird.
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Bild: Pressestelle Erzbistum Bamberg / Dominik Schreiner