An Schulen tragen muslimische Mädchen mitunter bereits in jungen Jahren ein Kopftuch. Lehrkräfte und Erzieher sehen das kritisch und beobachten Schwierigkeiten bei Entwicklung und Integration der Kinder.
Von Karin Wollschläger (KNA)
Berlin (KNA) Lehrkräfte sehen das sogenannte Kinderkopftuch einer Umfrage zufolge mehrheitlich kritisch. 72 Prozent der befragten Pädagogen aus Schulen und Kitas waren der Ansicht, dass eine Verschleierung von Mädchen in jungen Jahren ihre persönliche Entwicklung beeinträchtigt, wie die am Dienstag in Berlin vorgestellte Umfrage der Frauenrechtsorganisation Terre des Femmes unter Fachkräften in Schulen und Kitas ergab. Laut Umfrage beginnen mehr als dreiviertel der muslimischen Schülerinnen, die ein Kopftuch tragen, damit bereits vor ihrem 14. Geburtstag.
Gut ein Viertel der Lehrkräfte sieht demnach häufig Integrationsschwierigkeiten der Mädchen durch das Kopftuch. 62 Prozent der Befragten beobachteten das nur selten oder nie. Mehr als jeder Vierte (26 Prozent) hatte häufig den Eindruck, dass die Mädchen das Kopftuch nicht freiwillig tragen. 34 Prozent der Befragten hatten selten diesen Eindruck, 16 Prozent nie. Kopftuch-tragende Mädchen nehmen laut Umfrage häufig nicht am Schwimm- oder Sportunterricht (56 Prozent) teil sowie an Klassenfahrten und Schulausflügen (52 Prozent).
Bundesgeschäftsführerin Christa Stolle bekräftigte die Forderung nach einer bundesweiten Regelung, dass Schülerinnen unter 14 Jahren kein Kopftuch tragen sollten. 62 Prozent der Befragten befürworteten dies ebenfalls als einen richtigen Schritt für eine bessere Entwicklung der Mädchen. “Das Kinderkopftuch verhindert ein gleichberechtigtes Lernen und selbst bestimmtes Aufwachsen”, sagte Stolle. Sie warf der Bundesregierung vor, nichts gegen diese Diskriminierung von muslimischen Mädchen zu tun.
An der bundesweiten anonymen Umfrage beteiligten sich den Angaben zufolge gut 780 Lehrkräfte, Schulsozialarbeitende, Erzieherinnen und Pädagogen; die Hälfte davon arbeitet nach eigenen Angaben in einer Großstadt.
© KNA