Liebe Leserinnen und Leser,
mit dem Heimgang von Papst Franziskus am 21. April 2025 ist eine prägende Gestalt des 21. Jahrhunderts von uns gegangen. Er war nicht nur ein Hirte der Kirche, sondern auch eine starke Stimme für den interreligiösen Dialog, Gerechtigkeit und Geschwisterlichkeit über Religionsgrenzen hinweg. Sein Einsatz für Frieden und Menschlichkeit wurde weltweit auch von muslimischen Gemeinden und anderen Religionsgemeinschaften gewürdigt.
Am 6. Mai 2025 wurde der Augustiner Robert Francis Prevost zum neuen Papst gewählt. Er trägt nun den Namen Leo XIV. und hat mit seinem ersten öffentlichen Auftritt ein kraftvolles Zeichen gesetzt. Seine ersten Worte waren: „Friede sei mit euch“, eine Anknüpfung an die biblische Begrüßung, mit der der auferstandene Christus seine Jünger stärkte. „Ich möchte, dass dieser Friedensgruß eure Herzen erfüllt – in euren Familien, unter den Völkern, in jeder Nation und überall auf der Welt.“ (Papst Leo XIV.)
Damit knüpft Papst Leo XIV. an das Vermächtnis seines Vorgängers an. Seine ersten Ansprachen und Texte bezeugen nicht nur Kontinuität, sondern laden auch dazu ein, den interreligiösen Dialog als geistlichen und kirchlichen Auftrag zu verstehen. Papst Leo XIV. erinnert daran, dass Frieden nicht abstrakt, sondern konkret ist. Er ist ein Weg, den wir gehen müssen – besonders mit Blick auf die Verletzlichsten, die Leidenden und die Ausgegrenzten.
Auch in Deutschland ist dieser Auftrag aktuell. Polarisierungen, religiöse Instrumentalisierungen und gesellschaftliche Spannungen fordern uns heraus, den Dialog mit Mut und echter Offenheit zu führen. In diesem Kontext ist das Grußwort „Friede sei mit euch“ (das im Arabischen auch für Muslime vertraut klingt: as‑salāmu ʿalaikum) mehr als eine liturgische Formel – es ist eine Lebenshaltung und ein Bekenntnis zu einer Kirche, die Frieden stiftet.
Anlässlich des 50-jährigen Bestehens der Interkulturellen Woche haben die Kirchen ein gemeinsames ökumenisches Wort veröffentlicht. Dieses unterstreicht, dass der interreligiöse Dialog nicht nur Aufgabe von Fachleuten ist, sondern auch in Gemeinden, Nachbarschaften und Alltagsbeziehungen konkrete Gestalt annimmt.
Ein zentrales Thema der letzten „CIBEDO-Werkstatt: Theologie im Angesicht des Islam“ war die Realität christlich-muslimischer Partnerschaften und Ehen. Dies wirft pastorale und theologische Fragen auf und zeigt zugleich, wie intensiv und alltäglich religiöse Vielfalt gelebt wird. Martin Rupprecht reflektiert aus langjähriger seelsorglicher Praxis, welchen Herausforderungen, aber auch Chancen sich Religionsverbindende Paare stellen. Ergänzt wird seine Perspektive durch einen Beitrag von Paul Smith, der eine anglikanische Sicht auf dasselbe Thema beisteuert – eine ökumenische Erweiterung, die das Spektrum wertvoll abrundet.
Dirk Ansorge blickt in seinem Beitrag auf das Konzil von Nizäa im Lichte des 1700-jährigen Jubiläums. Dies zum Anlass nehmend denkt er über die Bedeutung für die christlich-muslimische Verständigung im Hinblick auf Gottes Einheit und die Trinitätslehre nach. Eine theologiehistorische Sondierung mit gegenwartsbezogenen Implikationen. „Friede sei mit euch“ – lassen wir daraus eine Haltung werden, die, angefangen in uns, auch unsere Gesellschaft verändern kann.
In diesem Sinne viel Freude bei der Lektüre!
Ihr Timo Güzelmansur
Inhalt
Studien
Das erste Konzil von Nizäa (325) und der christlich-muslimische Dialog über Gottes Einheit und Dreifaltigkeit
Dirk Ansorge
Eins werden und zwei bleiben – religionsverbindende christlich-muslimische Ehen und Partnerschaften
Martin Rupprecht
Interreligiöse Ehe. Eine anglikanische praktisch-theologische Perspektive
Paul Aidan Smith
Dokumentation
Ansprache von Papst Leo XIV. an das beim Heiligen Stuhl akkreditierte diplomatische Korps
Vatikanstadt, 16. Mai 2025
Ansprache von Papst Leo XIV. an die Vertreter anderer Kirchen und kirchlicher Gemeinschaften und anderer Religionen
Vatikanstadt, 19. Mai 2025
Gemeinsames Wort der DBK, EKD und OBKD zur Interkulturellen Woche 2025
28. April 2025
Pontifex der Geschwisterlichkeit. Nachruf auf Papst Franziskus (1936–2025)
Timo Güzelmansur
Von der Notwendigkeit achtungsvoller Vermittlung. Nachruf auf Hans Zirker (1935–2025)
Anja Middelbeck-Varwick
Berichte
Studienwoche „Christlich-Muslimische Beziehungen im europäischen Kontext“, Weingarten, 6.–11. Oktober 2024
Uroosa Ahmed und Julia Verbeek
Religiöse Führung und religiöse Gemeinschaft im Judentum, Christentum und Islam – Konzepte im Vergleich, Key Concepts in Interreligious Dialogue, Erlangen, 19.–20. Februar 2025
Aida Sljivic
Verwandt, verflochten, entfremdet? Verhältnisbestimmungen zwischen Judentum, Christentum und Islam, Theologisches Forum Christentum – Islam, Stuttgart, 23.–25. Februar 2025
Katja Thörner
Ressourcen für Resilienz in islamischer Tradition. Theologische, ethische und mystische Perspektiven, ITS-Colloquium, Münster, 27.–28. März 2025
Stephan Kokew und Raid Al-Daghistani
Islamismus in Deutschland, Berlin, 8. April 2025 / Herausforderungen und Handlungsoptionen im Umgang mit Islamismus in Deutschland, Berlin, 10. März 2025
Sebastian Prinz
Buchbesprechungen
Kneer, Markus: Person-Sein im Dialog. Christlich-Islamische Ressourcen des modernen Menschen
Marco A. Sorace
Müller, Wolfang W./Wagner, Franc (Hg.): Musik in den monotheistischen Religionen – Reflexionen zur ästhetischen Funktion sakraler Musik
Helmut Föller
Literaturhinweise
Zeitschriftenschau





