Osnabrück (KNA) Am Islamkolleg in Osnabrück haben je elf Frauen und Männer ihre Ausbildung beim ersten bundesweiten muslimischen Seelsorge-Kurs abgeschlossen. Bei einer Feierstunde am Samstag erhielten sie ihre Zertifikate. Coskun Saglam vom Islamkolleg Deutschland (IKD) sprach von einem “historischen Tag”. Gleichzeitig begann ein neuer Kurs mit 32 Teilnehmern.
An der einjährigen berufsbegleitenden Ausbildung hatten seit Februar vergangenen Jahres 32 Frauen und Männer teilgenommen. Einige konnten krankheitsbedingt an der Feier nicht teilnehmen oder müssen noch Ausbildungsmodule abschließen. Die Absolventen sind meist ehrenamtlich, seltener mit Honorarverträgen tätig. Sie arbeiten meist in Krankenhäusern, Schulen, Justizvollzugsanstalten oder bei der Bundeswehr.
Auch wenn Imame und Moscheegemeinden seit langem schon Menschen beraten und begleiten, so Cengiz Ayar vom IKD, gebe es auch in traditionell islamischen Ländern erst in jüngster Zeit eine eigenständige Seelsorge-Ausbildung. In Deutschland bieten Verbände wie die Ditib oder die Schura Niedersachsen vereinzelt regionale Ausbildungen an. Der Kurs am Islamkolleg in Osnabrück ist das erste bundesweite Angebot dieser Art.
Die Ausbildung lehnt sich laut IKD an die Ausbildungsstandards der Deutschen Gesellschaft für Pastoralpsychologie an. Geleitet wurden die Kurseinheiten teilweise von muslimischen und christlichen Seelsorgern. Christliche und muslimische Seelsorge hätten vieles gemeinsam, so Bernhard Kellner, einer der Kursleiter. Auch wenn seelsorgliche Begleitung vom jeweiligen Gottes- und Menschenbild geprägt sei, spielten auch viele nicht genuin religiöse Faktoren eine wichtige Rolle, so Kellner.
Es gehe darum, Menschen in Krisen und Nöten beizustehen, sie zu sehen und ihnen zuzuhören, so die christliche Pastoralpsychologin Marianne Bevier. Der knapp einjährige Kurs bestand aus Präsenzwochenenden in Osnabrück und Mannheim, digitalen Lehrveranstaltungen, Supervisionssitzungen sowie Praktika in verschiedenen Einrichtungen.
Im Islamkolleg werden sowohl Imaminnen und Imame als auch weiteres Seelsorgepersonal in deutscher Sprache aus- und weitergebildet. Es handelt sich um die erste verbandsübergreifende und staatlich geförderte Einrichtung ihrer Art in der Bundesrepublik. Zu den Gründungsmitgliedern gehören Verbände wie der Zentralrat der Muslime in Deutschland und das Bündnis Malikitische Gemeinde Deutschland.
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