Ein Eingriff in die Religionsfreiheit: Islamverbände blicken differenziert auf das Verbot des Islamischen Zentrums Hamburg. Und äußern einen konkreten Wunsch.
Von Michael Althaus (KNA)
Köln/Hamburg (KNA) Islamverbände reagieren verhalten auf das Verbot des Islamischen Zentrums Hamburg. “Es gehört zur Aufgabe eines demokratischen Staates, sich wehrhaft gegen jede Form des Extremismus zu erweisen”, zeigte der Zentralrat der Muslime in Deutschland am Donnerstag in Köln
Verständnis für die staatliche Maßnahme. Zugleich betonte er, dem Islamischen Zentrum Hamburg stünden alle rechtsstaatlichen Mittel zu Verfügung, um gegen das Verbot vorzugehen.
Der Hamburger Islamverband Schura erklärte, er bedauere die Entwicklung im Zusammenhang mit dem Islamischen Zentrum Hamburg sehr. “Die Imam-Ali-Moschee, bekannt auch als Blaue Moschee, war religiöses Zentrum der schiitischen MuslimInnen in Hamburg und Deutschland.”
Das Bundesinnenministerium hatte am Mittwoch den Verein Islamisches Zentrum Hamburg als extremistische islamistische Organisation verboten. Die schiitische Organisation verbreite die Ideologie des iranischen Regimes in Deutschland, hieß es zur Begründung. Polizisten beschlagnahmten die von dem Verein getragene “Blaue Moschee” in Hamburg und bundesweit drei weitere Gotteshäuser. Der Iran bestellte den deutschen Botschafter ein.
Der Zentralrat sprach von einem “sehr weitreichenden Eingriff in die Autonomie der Religionsgemeinschaft”. Bei vielen Muslimen herrsche große Verunsicherung. Der Verband
rief alle Seiten dazu auf, die vom Verbot betroffenen Moscheen und “die lange Tradition des schiitischen Lebens in Deutschland zu bewahren”. Er sucht nach eigenen Angaben dazu das Gespräch mit Innenministerin Nancy Faeser (SPD).
Auch die Schura betonte, für Hamburger Muslime sei es überaus wichtig, dass die “Blaue Moschee” erhalten bleibe und zugänglich gemacht werde. Dazu führe der Verband bereits Gespräche mit Politikern. Das repräsentative Gotteshaus an der Alster wurde in den 1960er-Jahren errichtet und ist eine der ältesten Moscheen in Deutschland.
Das Islamische Zentrum Hamburg war Gründungsmitglied des Zentralrats der Muslime. Nach ersten Razzien im November vergangenen Jahres wurde seine Mitgliedschaft ausgesetzt. Die Schura, den Rat der Islamischen Gemeinschaften in Hamburg, hatte das Islamische Zentrum bereits 2022 auf politischen Druck hin verlassen. Damit war es einem Ausschluss zuvorgekommen.
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