Berlin (KNA) Islamwissenschaftler Sons für einen Wandel in Beziehungen zu Saudi-Arabien.
Der Berliner Politik- und Islamwissenschaftler Sebastian Sons wirbt für einen Wandel in den Beziehungen zu Saudi-Arabien. “Wir sollten die sich entwickelnde Zivilgesellschaft stärker unterstützen”, forderte Sons am Freitag im Interview der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA). Denkbar sei etwa ein Ausbau der wirtschaftlichen Kooperationen oder des kulturellen Austauschs. Zugleich wandte sich Sons, der bei der Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik tätig ist, gegen weitere Rüstungsexporte nach Saudi-Arabien. Das größte Land auf der Arabischen Halbinsel befinde sich seit Jahrzehnten in einem rasanten Wandel, so Sons weiter.
Das sei allein schon deswegen der Fall, weil viele Saudis im Ausland studiert hätten und jetzt mit anderen Augen auf die Zustände in ihrem Land blickten. Dazu komme, dass rund 70 Prozent der Saudis unter 30 seien – zugleich liege die Jugendarbeitslosigkeit bei bis zu 40 Prozent. Daraus resultiere ein großer Reformdruck. Der 32-jährige Kronprinz Mohammed bin Salman wolle dem mit seiner “Vision 2030” begegnen. Bei den bereits eingeleiteten oder angekündigten Veränderungen handle es sich nicht um “Gutmenschentum”, betonte Sons.
Stattdessen gehe es um Machterhalt und ökonomische Stabilität. Der Experte weiter: “Der Kronprinz weiß beispielsweise, dass er Frauen, deren Bildungsniveau inzwischen weit über dem vieler Männer liegt, nicht mehr wie bisher von der Teilhabe am wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Leben aussperren kann. Also muss er religiöse und gesetzliche Sanktionen lockern. Ein Ergebnis davon ist, dass Frauen Autofahren dürfen.” – Sons ist Autor des 2016 erschienenen Buchs “Auf Sand gebaut. Saudi-Arabien – Ein problematischer Verbündeter”.
(KNA – sknkm-89-00022)