Brüssel (KNA) Religion und Gleichberechtigung sind nach Ansicht von Experten kein automatischer Gegensatz. “Es ist wichtig, die Religion im kulturellen Kontext zu sehen”, sagte die südafrikanische Theologin Nantando Hadebe am Mittwoch in einer Diskussionsrunde der Europäischen Entwicklungstage in Brüssel. Aufklärung und Wissen über die eigene Religion sind Hadebe zufolge Schlüsselelemente, um gegen sexuelle Gewalt gegen Frauen und Mädchen sowie Ungleichberechtigung in der Gesellschaft vorzugehen. In diesem Zusammenhang sei es wichtig, verschiedene Interpretationen der Bibel zu haben.
Der Islamwissenschaftler Rumee Ahmed aus Kanada ging auf die Rolle des Koran in Sachen Gleichberechtigung ein: “Ich habe es erlebt, dass Muslime den Koran so interpretieren, dass sie Homo-, Bi-, Trans-, und Intersexuelle (LGBTI) in ihrer Mitte begrüßen”, so Ahmed. Doch Gesetze und Theologie folgten dieser Entwicklung nur langsam.
Nach Ansicht der Menschenrechtsexpertin Nazila Ghanea von der Universität Oxford benutzen viele muslimische Länder die Religion als Vorwand, um Frauen weiterhin nicht gleichberechtigt zu behandeln. Es könne helfen, wenn Religionsführer zu einer angemessenen Interpretation der Regeln beitrügen.
(KNA – skqkq-89-00054)