Den Haag (KNA) Der Internationale Strafgerichtshof in Den Haag befasst sich am heutigen Dienstag mit der Zerstörung islamischer Kulturstätten in Timbuktu. Dem etwa 40-jährigen Malier Ahmad Al Faqi Al Mahdi wird vorgeworfen, als Chef der Sittenpolizei der Terrormiliz Ansar Dine nach der Besetzung Timbuktus im März 2012 die Zerstörung zahlreicher als Unesco-Welterbe eingestufter Bauwerke angeordnet zu haben. Während einer zweitägigen Anhörung wollen die Strafverfolger ihre Argumente für eine Eröffnung des Hauptverfahrens vorlegen. Es ist das erste Mal, dass Angriffe auf Kulturgüter im Zentrum eines Kriegsverbrecherprozesses in Den Haag stehen.
Die Terrormiliz war nach der Eroberung der malischen Wüstenstadt mit Spitzhacken gegen jahrhundertealte Moscheen und Grabmäler muslimischer Gelehrter vorgegangen, in denen sie eine Abirrung vom wahren Islam sah. Die Handschriftenbestände der Bibliotheken Timbuktus mit unschätzbaren Zeugnissen islamischer Gelehrsamkeit in Afrika konnten hingegen vor den Islamisten in Sicherheit gebracht werden.
Die Strafverfolgung in Den Haag wirft Faqi die Zerstörung unersetzlicher historischer Monumente und einen Angriff auf die kulturelle Identität der Bevölkerung und deren religiöse und historische Wurzeln vor. Die Vernichtung von Kulturgütern spielte bereits in früheren Verfahren vor dem Internationalen Strafgerichtshof eine Rolle; neu ist in diesem Fall, dass sie den Hauptanklagepunkt bildet.
(KNA – qknkl-89-00006)