Vatikanstadt (KNA) Eine Delegation der chaldäischen Kirche ist am Montagvormittag zu einer turnusmäßigen Begegnung mit Papst Franziskus im Vatikan zusammengetroffen.
Wie das vatikanische Presseamt im Anschluss mitteilte, berichteten Kirchenvertreter aus dem Irak, Iran, Syrien, der Türkei, dem Libanon, Ägypten, den USA, Kanada, Australien und Europa Franziskus über die Lage in ihren Heimatländern. Der chaldäisch-katholische Erzbischof von Teheran, Ramzi Garmou, hatte im Vorfeld angekündigt, er wolle Franziskus über den interreligiösen Dialog und die Ökumene unterrichten. Zu den aktuellen Demonstrationen im Iran sagte er, dies sei nicht verwunderlich. Die Menschen kämpften für ihre Rechte und ein besseres Leben, das gebe es in anderen Staaten auch. Eine Ursache für die Unzufriedenheit sei die hohe Arbeitslosigkeit. Er betonte, dass die Mehrheit der Demonstranten friedlich sei. Dem Papst wollte er berichten, wie es den Christen als Minderheit in einem Staat gehe, in dem “die Religionsfreiheit nicht für alle garantiert ist”, so Garmou. Der Iran sei mehrheitlich muslimisch. Im Islam existiere die Freiheit, seine Religion oder Konfession zu wechseln, nicht. “Dabei gibt es im Iran viele Muslime, die sich entweder bereits zum Christentum bekennen oder vorhaben, dies zu tun. Die Betroffenen jedoch sind ernsthaften Bedrohungen ausgesetzt.”
Der Staat ermögliche es zwar, Kirchen zu bauen und Gottesdienste zu feiern, eine Verkündigung gegenüber Muslimen sei jedoch untersagt. Von den rund 80 Millionen Einwohnern im Iran sind etwa 98 Prozent muslimischen Glaubens. Die Zahl der Christen beträgt laut Garmou weniger als 60.000. Die meisten gehörten der armenischorthodoxen Kirche an (etwa 50.000). Es gebe zudem drei verschiedene katholische Kirchen, die insgesamt etwa 5.000 Gläubige zählten: Die chaldäische Kirche mit zwei Diözesen in Teheran und Urmia (etwa 4.000 Gläubige), eine lateinisch-katholische Kirche sowie die armenisch-katholische Kirche. Daneben gebe es syrische Christen sowie Nestorianer.
Der Erzbischof von Teheran beschrieb das Verhältnis zu den Muslimen als gut. Die Treffen zwischen Delegationen des Iran mit dem Heiligen Stuhl seien auf intellektueller und theologischer Ebene wichtig – könnten das Gespräch auf persönlicher Ebene im täglichen Leben aber nicht ersetzen, so Garmou. Mit Blick auf einen möglichen Papstbesuch in seiner Heimat sagte er, die Christen würden sich sehr freuen, aber letztlich hänge eine solche Reise von den politisch Verantwortlichen im Land ab. Voraussetzung sei eine offizielle Einladung der Regierung. Alle fünf bis sieben Jahre sind die katholischen Bischöfe eines Landes laut Kirchenrecht zu einem sogenannten Ad-limina-Besuch im Vatikan verpflichtet, um den Papst über die Lage in ihren Diözesen informieren. Ihren Ursprung haben die Ad-limina-Besuche in der Reise zu den Gräbern der Apostel Petrus und Paulus in Rom (lat. “visitatio ad limina apostolorum”, Besuch an den Schwellen der Apostelgräber; daraus erwuchs die Kurzformel “ad limina”). Durchschnittlich machen sich jedes Jahr rund 500 Bischöfe auf den Weg in den Vatikan.
(KNA – skmkp-89-00110)