Bonn (KNA) Die Versorgungslage in Syrien hat sich offenbar weiter verschlechtert.
In der umkämpften Region Ost-Ghouta ernährten sich Menschen teils von Tierfutter, heißt es in einer Antwort der Bundesregierung auf eine Anfrage der Linken, wie die “Rheinische Post” (Freitag) berichtet. Der mangelhafte Versorgung sei vor allem damit zu erklären, dass das syrische Regime den Zugang für Helfer verweigere. Wurden 2016 noch 21,3 Prozent der Menschen in belagerten Gebieten im monatlichen Durchschnitt erreicht, waren es demnach 2017 noch 9,1 Prozent. Derzeit seien insgesamt 10,5 Millionen Syrer auf Nahrungsmittelhilfe angewiesen.
Die Geberzusagen für das Bürgerkriegsland wurden den Angaben zufolge im vergangenen Jahr nur zu 51,6 Prozent eingehalten. Die Linken-Abgeordnete Evrim Sommer nannte dies ein “beschämendes Armutszeugnis”. Von der “Hölle auf Erden” sprach der Staatsminister im Auswärtigen Amt, Michael Roth (SPD). Die Bundesregierung versuche ihr Möglichstes, um einen Waffenstillstand zu erreichen, erklärte er im ARD-Morgenmagazin.
Es sei zynisch, dass im Weltsicherheitsrat über eine Selbstverständlichkeit gestritten werde, nämlich den humanitären Zugang zu eingeschlossenen Menschen. Eine Sondersitzung des Gremiums war zuvor ohne Einigung über eine Waffenruhe zu Ende gegangen. “Alle Welt erwartet, dass Russland die UN-Resolution für eine Waffenruhe in Ost-Ghouta akzeptiert und das Sterben beendet wird“, erklärte Entwicklungsminister Gerd Müller (CSU).
„Vierhunderttausend Menschen warten auf Überlebenshilfe, und Deutschland wird sich an einer UN-Hilfsaktion umfassend beteiligen.“ Unterdessen spricht auch das Deutsche Roten Kreuz (DRK) von einer weiteren Verschärfung der humanitären Lage.
Auch die Situation für Helfer sei gefährlich, sagte der Leiter für Auslandseinsätze beim DRK, Christof Johnen im SWR. “Bei Kämpfen werden viele Freiwillige verletzt. Dennoch machen sie weiter. Das ist beeindruckend.” Die von Außenminister Sigmar Gabriel angekündigte Soforthilfe in Höhe von 10 Millionen Euro nannte Johnen “sehr wichtig”.
Laut Handicap International gibt es in Ost-Ghouta keine sicheren Zufluchtsorte für die eingeschlossene Bevölkerung. Die Organisation beklagte, dass ein Rehabilitationszentrum einer Partnerorganisation durch zwei Bombenangriffe komplett zerstört worden sei. Seit Wochenbeginn sind nach Angaben von Human Rights Watch 400 Zivilisten in Ost-Ghouta ums Leben gekommen.
Bei den Angriffen in der Region seien teils Fassbomben zum Einsatz gekommen, erklärte die Menschenrechtsorganisation in Beirut. “Wir erleben in Ost-Ghouta ein Deja-vu der schlimmsten Art,” sagte die Nahost-Direktorin von Human Rights Watch, Lama Fakih. Die Region Ost-Ghouta erlebt in diesen Tagen eine der blutigsten Angriffswellen seit Beginn des Syrien-Krieges vor sieben Jahren. Sie gehört zu den letzten Gebieten, die noch unter Kontrolle von Rebellen stehen. Dominiert werden sie von islamistischen Milizen.
(KNA – skmmn-89-00073)