Berlin (KNA) Experte meint, Öl förderte die Verbreitung des konservativen Islams.
Der ursprünglich im Herzen Saudi-Arabiens beheimatete Wahhabismus, eine besonders strenge Ausprägung des Islam, hat nach den Worten des Publizisten Sebastian Sons von den Einnahmen aus dem Ölgeschäft massiv profitiert. Erst dadurch sei es möglich geworden, diese Ideen in der Welt zu verbreiten, sagte Sons am Freitag in einem Interview der Katholischen NachrichtenAgentur (KNA) in Berlin. Vor 80 Jahren, am 4. März 1938, fand in Saudi-Arabien die erste kommerziell erfolgreiche Ölbohrung statt. “Bereits in den 60er Jahren wurden mit saudischem Geld panislamische Stiftungen wie die Muslim World League gegründet, mit denen Saudi-Arabien zugleich seine Vorbildfunktion und Führungsrolle in der islamischen Welt unterstreichen wollte”, erläuterte Sons, Saudi-Arabien-Experte bei der Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik.
Die nach dem Prediger Muhammad ibn Abd al-Wahhab (1702/03-1792) benannte Strömung sei eigentlich “eine Randerscheinung” aus der Region Nadschd gewesen. Allerdings habe sich das heute regierende Haus Saud sehr früh mit al-Wahhab und seinen Gefolgsleuten verbündet. Ein “zweifellos negativer Aspekt” sei die Rolle der Saudis bei der Ausbreitung von Dschihadismus und islamistischem Terror, so Sons weiter. In jüngerer Zeit versuche man, dem Negativimage mit PR-Maßnahmen und religiös geprägter Kulturarbeit entgegenzutreten.
Ein Beispiel sei das KönigAbdullah-Dialogzentrum in Wien, an dem der Heilige Stuhl als beobachtendes Gründungsmitglied zugelassen ist und wo vor kurzem eine internationale Konferenz von Religionsführern stattfand. Saudi-Arabien wolle mit solchen und anderen Initiativen vermitteln, “dass der Wahhabismus für den Dialog der Religionen aufgeschlossen ist und sich in Toleranz übt”, sagte Sons. “Vor der eigenen Haustür zählt Toleranz allerdings nicht viel. Das zeigt schon ein Blick auf die Unterdrückung der Schiiten im mehrheitlich sunnitischen Saudi-Arabien.”
(KNA – sknkm-89-00027)